Italien: „Der Ansatz der Lega ist nicht der christliche Ansatz“
Seit dem Amtsantritt
der „Techniker-Regierung“ von Mario Monti, die vom Vatikan mit viel Wohlwollen begleitet
wird, ist in der italienischen Politik nichts mehr so wie es war. In der Regionalpartei
„Lega Nord“, einem der wichtigsten Stützpfeiler des früheren Berlusconi-Systems, kommt
es zum Großreinemachen: Ein Skandal um die Veruntreuung von Geldern hat in dieser
Woche nach dem Rücktritt von Parteichef Umberto Bossi zu mehreren Parteiausschlüssen
geführt. Der Erzbischof von Trient, Luigi Bressan, kommentierte am Samstag gegenüber
Radio Vatikan die Haltung der Lega zu Einwanderern so:
„Ja, die Lega Nord
war stark in dieser Region, besonders im Veneto. Aber jetzt ist sie schwächer. Und
die Kirche hat immer viel mit den Gastarbeitern hier zusammengearbeitet, und zwar
freundlich zusammengearbeitet, trotz der Lega Nord. Wir haben immer gedacht, dass
der Ansatz der Lega Nord den Gastarbeitern gegenüber nicht der christliche Ansatz
ist. Wir versuchen generell, für das Wohl der ganzen Bevölkerung zu arbeiten – für
die Gastarbeiter, für die Jungen… In den letzten zwanzig, dreißig Jahren war das hier
eine sehr reiche Region, aber jetzt erfahren auch wir die Krise.“
In den
Zeiten des Reichtums sind Einwanderer nach Italien vor allem in den wirtschaftsstarken
Norden geströmt. Der Lega waren sie aber nicht so richtig willkommen: Auf das Drängen
Bossis wurde das Einwanderungsgesetz verschärft („legge Fini-Bossi“), Lega-Minister
Roberto Calderoli polemisierte gegen den Bau von Moscheen in Norditalien, in einigen
Nord-Städten wurden Bürgerpatrouillen gebildet. Erzbischof Bressan betont dagegen,
aus Kirchensicht seien Einwanderer willkommen.
„Wir haben als Bistum bzw.
in den Pfarreien verschiedene Ansätze: Einer ist die Caritas, die ihnen hilft und
auch versucht, eine Arbeit für sie zu finden. Ein anderer sind unsere Feste, auf denen
die ganze Bevölkerung zusammenkommt, auch die Einwanderer. Ein weiterer Zugang ist
die Tatsache, dass viele Pfarreien und Leuten diesen Einwanderern nahe sind.“
Der
Trienter Erzbischof nahm in diesen Tagen auf der Insel Grado in Venetien an einem
Zukunftskongress der nordost-italienischen Kirche teil. (rv 14.04.2012 sk)