Katholisches Ehrenamt, noch Spielraum bei Innovationskraft
500.000 Freiwillige
auf der ganzen Welt stellen ihre Zeit für ein Ehrenamt bei der Caritas zur Verfügung.
Das sind die offiziellen Zahlen, in Wirklichkeit dürfte die Zahl der Caritas-Ehrenamtlichen
noch weit höher sein, sagte Michel Roy, der Präsident von Caritas Internationalis,
an diesem Freitag in Rom. Er äußerte sich bei der Vorstellung des Buches „Der Heilige
Vater und die europäischen Freiwilligen“. Der Band, herausgegeben vom päpstlichen
Caritas-Rat „Cor Unum“, versammelt Ansprachen und Ergebnissse einer Tagung vom November
2011 im Vatikan, an der 50 in Europa tätige katholische Hilfsorganisationen teilnahmen.
Auf jeden Angestellten einer katholischen Hilfsorganisation kommt heute ein
Ehrenamtlicher, vielmehr: eine Ehrenamtliche, denn ein Großteil der Freiwilligen sind
Frauen; das ist das Ergebnis einer – allerdings nicht repräsentativen - Umfrage unter
katholischen Organisationen, die in dem Buch vorgestellt wird. Die Zusammenarbeit
mit den öffentlichen Stellen wird überwiegend als „pragmatisch“ beschrieben. Dazu
der Sekretär von „Cor Unum“, Giampietro dal Toso:
„Es gibt eine starke
Zusammenarbeit der katholischen Hilfsorganisationen, sowohl mit den öffentlichen als
auch mit den Kirchlichen Stellen. Mir scheint es von nächster Bedeutung, alle diese
Organismen zu unterstützen, die zum Wohl der gesamten Gesellschaft wirken, oft in
aller Stille und immer unentgeltlich. Diese Organismen arbeiten auch oft so, dass
sie das Handeln des Staates oder der öffentlichen Hand vorwegnehmen, etwa im Gesundheitssektor
oder in der Bildung.“
Was motiviert die Freiwilligen dazu, ihre Zeit in
das katholische Ehrenamt zu stecken? Zum überwiegenden Teil „Solidarität und Glaube“,
so geht aus der Umfrage hervor. Wenige beziehen demnach ihre Motivation aus einem
politischen Engagement heraus. Das katholische Ehrenamt hat aber auch in manchen Punkten
Verbesserungsspielraum, wie aus der Umfrage deutlich wird. Zum einen wäre eine gezieltere
Ausbildung für Jugendliche wünschenswert, zum anderen orten die katholischen Hilfsorganisationen
bei sich selbst „wenig Fähigkeit zur Innovation“. Dal Toso:
„Das mit der
mangelnden Innovationsfähigkeit macht mich betroffen. Wie es scheint, sind wir nicht
dazu in der Lage, unseren katholischen Hilfsorganisationen Elemente der Neuerung weiterzugeben,
sodass sie sich weiterentwickeln können. Das heißt, so denke ich, dass wir wohl mehr
auf Bildung setzen müssen, ohne die jede Institution, auch die ehrenamtliche, zum
Stillstand kommt und nicht mehr nach vorn schaut.“
In welche Richtung diese
Bildung für katholische Ehrenamtliche gehen sollte, erklärt Kardinal Robert Sarah,
der päpstliche Caritas-Verantwortliche, so:
„Wir möchten gerne, dass die
Ehrenamtlichen über ihre Ausbildung eine Motivation entwickeln, die ihnen erlaubt,
mit ihrem Handeln auch ein wenig ihren Glauben auszudrücken. Natürlich, wir sollen
niemanden mit Gewalt bekehren, aber wir müssen unsere katholische Identität ausdrücken
und im Sinn des Evangeliums handeln. Es soll klar sein, dass das, was unsere Freiwilligen
tun, nicht von ihnen kommt, sondern von Gott. Wir wissen, dass das Ehrenamt manchmal
als Beruf gesehen wird. Aber das ist nicht der christliche Geist des Ehrenamtes. Es
wäre wohl gut, gerade in Europa mehr in den Freiwilligendienst zu investieren, denn
dort sind säkulare Ideologien in das ehrenamtliche Handeln eingedrungen, das doch
ein christliches Zeugnis sein sollte.“
So einiges ist in diesem Sinn derzeit
bei „Cor Unum“ in Vorbereitung, verriet der aus Guinea stammende Kardinal Sarah. Beispielsweise
ein Newsletter, um besonders geglückte Beispiele katholischen Ehrenamtes zu verbreiten,
sowie internationale Bildungstreffen. (rv 14.04.2012 gs)