Aquileia 2: Die Herausforderungen eines gelungenen Zeugnisses
Der Kongress zur Zukunft
der Kirche in Zentraleuropa, Aquileia 2: Es geht um dem Glauben der Zukunft, um Neuevangelisierung
und um die Frage, was man konkret tun kann. Unser Korrespondent Stefan von Kempis
spricht mit Verantwortlichen des Bistums Bozen-Brixen, darunter Bischof Ivo Muser,
Margherita di Bertol vom Laienrat und Dompfarrer Mario Grettler. Dem Dompfarrer gilt
die erste Frage nach konkreten Schritten und Strategien:
„Es ist wichtig,
dass wir uns diese Frage erst einmal stellen, das heißt nicht einfach weitermachen,
als ob alles perfekt wäre. Schon die Tatsache, dass wir uns mal fragen, was können
wir ändern und was können wir vertiefen, ist ein erster Schritt. Es geht nicht nur
darum, jetzt alles aktionistisch auf den Kopf zu stellen, sondern vielmehr zu fragen:
was ist der Mittelpunkt unseres Glaubens? Auch in Bezug auf die Jugendlichen. Es gibt
nicht ein „Problem Jugend“, sondern vielmehr hat sich heraus kristallisiert, dass
das Problem der Jugendlichen die Erwachsenen sind. Anders ausgedrückt, was sagt unsere
Glaubensgemeinschaft den Jugendlichen? Welches Zeugnis wird abgelegt, können die Jugendlichen
zum Beispiel in unseren Pfarrgemeinden Jesus Christus begegnen, oder nicht. Und damit
dann die Aufforderung verbinden, dass unsere Gemeinden ihre Berufung als Ort der Begegnung
mit dem lebendigen Jesus Christus erfüllen und das in den Mittelpunkt ihres Wirkens
stellen.“
Bischof Muser, Jugendliche sind heute wohl eher an Kommunikationsformen
wie beispielsweise die Musik-Clips von Lady Gaga gewohnt. Da ist es eine weiter Schritt
zur feierlichen Vesper mit dem Bischof im Dom von Brixen.
„Das stimmt. Ich
glaube, es ist wichtig, zunächst hinzuhören. Nicht nur zu den Jugendlichen zu sprechen,
sondern auch auf die Jugendlichen zu hören. Aber dann kommt es natürlich auch wesentlich
darauf an, dass wir die Jugendlichen dazu einladen, mit uns auf das Evangelium zu
hören. Ohne diese Bereitschaft wird es nicht gehen, aufeinander zu hören, aber vor
allem auf Jesus Christus selber zu hören, und darauf, was er uns heute und für die
heutige Zeit zu sagen hat.“
Auffallend auf einem Kongress wie dem hier
in Aquileia ist, dass zunächst einmal die Leute der Kirche, die Bischöfe und die Gläubigen
sich daran gewöhnen müssen, untereinander, aufeinander zu hören und sich auszutauschen.
Margherita di Bertol, muss die Kirche zunächst in ihren eigenen Reihen die „Hausaufgaben“
machen, bevor sie überhaupt nach draußen gehen und eine Neuevangelisierung lancieren
kann?
„Ja, wenn wir betrachten, wie die Vorbereitung dieser Kirchenversammlung
von Aquileia entstanden ist, so fällt auf, dass sie geprägt ist von Zuhören, Dialog
und Gemeinschaft. Das Thema war offen und es gab Bereitschaft für Neues. Es wurde
sich mit verschiedenen Themen auseinandergesetzt, die die Kirche heute vor neue Herausforderungen
stellen. Hauptsächlich, wie bereits gesagt, Jugend, aber auch Familien, Verheiratete-Geschiedene,
Sexualität, Frau in der Kirche, Priestermangel, Einwanderung, Dialog mit fremden Kulturen
und Religionen.“
Sie haben jetzt Themen genannt wie wiederverheiratete
Geschiedene, Sexualmoral und anderes, wo viele heute sagen würden: Ja, da muss die
Kirche erst an sich arbeiten, bevor wir uns wieder dafür interessieren, da hat die
Kirche Nachholbedarf! Was meinen Sie dazu, Padre Grettler?
„Ich glaube es
geht darum, dass wir auch bezeugen, dass „Christsein“ ein Lebensweg sein kann und
es geht nicht darum, etwas zu verändern, sondern darum uns zu fragen , wo sind die
Wurzeln des Glaubens. Ich glaube, wenn wir jetzt sagen würden: Gut, jetzt wird die
Kirche modern und alles ist erlaubt, das wäre erstens nicht gerecht, zweitens auch
nicht das, was in diesem Moment „die Kirche“ retten würde. Es ist vielmehr besonders
von Seiten der Jugend und auch von andern eine Anfrage, dass ein Lebensstil mit Jesus
Christus ein wirklich lebendiger Stil ist. Ein Stil, womit und woraus man leben kann.“
All die Themen müssen in diesem Kontext betrachtet werden. Ich denke, das ist die
größte Herausforderung. Es geht nicht nur darum, diese Themen wie „Ja zum verheirateten
Priester“ oder „Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene“ zu betrachten, sondern
vielmehr die Neubelebung des Glaubens in den Mittelpunkt zu stellen.“
Im
Oktober findet im Vatikan auch eine Weltbischofssynode zum Thema Neuevangelisierung
statt. Sie alle haben sich ja bereits seit ein paar Jahren mit diesem Thema beschäftigt.
Welchen Tipp würden denn Sie aus Sicht des Laienrates den Bischöfen geben?
„Man
muss die Probleme weltoffen betrachten, ohne Grenzen zu ziehen. Ich glaube, unserer
Glaube ist offen, so dass jeder Christ mit jedem Problem in Kontakt kommt und dazu
auch Meinungen ausspricht und positiv alles, was den Menschen angeht, betrachtet.“