Malawi: Mit neuer Präsidentin hoffnungsvoll in die Zukunft
Die katholische Kirche
in Malawi setzt viele Hoffnungen auf den politischen Neubeginn im Land. In dem kleinen
südafrikanischen Staat ist seit einer Woche Joyce Banda das erste weibliche Staatsoberhaupt
– nicht nur in Malawi, sondern in Südafrika überhaupt. Die neue Präsidentin hat bereits
weitreichende Entscheidungen getroffen, wie zum Beispiel die Entlassung einiger Regierungsmitglieder.
Sie folgt auf den umstrittenen Präsidenten Bingu wa Mutharika, der am 6. April an
einem Herzinfarkt starb. Joyce Banda hat sich einen Namen gemacht als Verteidigerin
der Demokratie und der Schwachen sowie als Aktivistin für Frauenrechte. Radio Vatikan
hat den Priester George Bleya, Sprecher der malawischen Bischöfe, nach seiner Einschätzung
der Situation gefragt:
„Es ist, als würde in Malawi eine neue Seite aufgeschlagen
und das Land sich einem neuen Leben zuwenden. Wir haben ja bereits die schlimmstmögliche
Situation in Hinblick auf die wirtschaftliche und politische Situation und auch in
Zusammenhang mit der Regierung erlebt. Es konnte wirklich nicht mehr schlimmer kommen.
Wir fanden keinen Ausweg und man konnte nichts dagegen tun: wir haben es mit Verhandlungen
probiert, wir haben alles versucht, auch als Institution Kirche. Es war zum Verzweifeln.
Aber jetzt mit der neuen Regierung, mit der neuen Präsidentin, ist die Hoffnung im
Land groß.“
Nein zur Vetternwirtschaft und Ja zur wirtschaftlichen Entwicklung
– das ist in der Sicht der malawischen Kirche der Weg, den das Land einschlagen muss,
um voranzugehen. Man habe das der neuen Regierung umgehend ans Herz gelegt.
„Viele
dieser wirtschaftlichen Probleme werden durch mangelnde Beziehungen mit unseren Nachbarländern
und mit den traditionellen Spenderländern verursacht. Wir möchten, dass die Regierung
diese Beziehungen verbessert und die neue Präsidentin hat bereits damit begonnen.
Ein anderes Thema, das die Kirche angehen will, ist die Vergabe von Posten in der
Regierung nach dem Gesichtspunkt der Befähigung, so dass die richtigen Leute auf den
richtigen Posten sitzen: Personen, die nicht im Eigeninteresse handeln, sondern etwas
für das Allgemeinwohl tun und ihrem Land dienen, so dass die Politik eine Richtung
einschlägt, die positiv für die Entwicklung des Landes ist. Viel wird davon abhängen,
wer gewählt wird, die Präsidentin zu unterstützen. Ich denke, wir müssen die besten
Qualitäten unserer Leute nutzen, die hart arbeiten und friedlich sind, um vorwärts
zu kommen und eine wirkliche Entwicklung zu haben.“
Hintergrund: Banda
war in der Regierung des Präsidenten Bingu wa Mutharika von 2004 bis 2006 als Ministerin
für Geschlechter, Kindeswohlfahrt und Gemeindedienste sowie von 2006 bis 2009 als
Ministerin für Auswärtige Angelegenheiten und Internationale Kooperation beteiligt.
Von 2009 bis zum Tod Mutharikas war sie Vize-Präsidentin des Staates. Im Jahr 2010
kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Mutharika und Banda über die Kandidatenauswahl
zur für das Jahr 2014 anstehenden Präsidentenwahl. Mutharika, der selbst nach zwei
Amtsperioden gemäß der Verfassung nicht wieder antreten durfte, setzte die Kandidatur
seines Bruders und Außenministers Peter Mutharika durch. Banda wurde aus der Regierungspartei
DPP ausgeschlossen, verblieb aber in ihrem Amt als Vize-Präsidentin und gründete ihre
eigene Partei "People´s Party". Nach dem Tod Mutharikas übernahm sie als Vize-Präsidentin
die Amtsgeschäfte und legte am 7. April den Amtseid ab.