Der Mormone Mitt Romney
wird aller Voraussicht nach Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner – sein Konkurrent,
der katholische Ex-Senator Rick Santorum, hat sich nach hartnäckigem Wahlkampf und
überraschenden Siegen aus dem Rennen zurückgezogen. Was bedeutet das alles für die
christlichen Wähler in den USA? Josef Braml von der „Deutschen Gesellschaft für Auswärtige
Politik“ sagte dazu dem Kölner domradio:
„Es ist für jeden Kandidaten der
Republikaner sehr schwer, die vielfältigen Flügel zusammenzuhalten: Auf der einen
Seite haben sie liberalere Stimmen, aber eben auch libertäre-staatsfeindliche, und
auf der anderen Seite haben sie christliche Rechte, die hier durchaus für Staats-Interventionismus
sind, wenn es um Sexualmoral geht. Das zusammenzuhalten, wird nicht einfach werden.
Romney muss das Seine tun, um die christliche Rechte zufriedenzustellen, den Segen
der christlichen Rechten zu erhalten – ich denke, dass er nicht umhin kommt, einen
der Ihren mit aufs Ticket als Vize-Präsidentschaftskandidaten zu holen. Nur dann kann
er sich weiter in die Mitte bewegen im Hauptwahlkampf gegen Obama, der ja dann liberaler
geführt werden wird.“ Allerdings: Dass Romney Mormone ist, bedeutet ein Problem,
vor allem für christliche Rechte – also für Evangelikale, aber auch für konservative
Katholiken, die bisher auf Santorum gesetzt hatten. Sie sehen in Romney keinen Christen. „Was
aber noch schwerer wiegt, ist seine liberale Haltung zur Abtreibungsfrage, die er
damals als Gouverneur des Bundesstaates Massachusetts, einem liberalen Staat, sozusagen
haben musste, um gewählt zu werden. Jetzt ist er konservativer geworden, aber man
traut ihm nicht so recht und weiß nicht, ob er dann als Präsident wirklich den einen
oder anderen Richter für das Oberste Gericht nominieren würde, der nach dem Gusto
der christlichen Rechten wäre. Das heißt: Auch deswegen muss er einen der ihren, einen
christlich Rechten, mit aufs Ticket holen, um diese Gruppe zufriedenzustellen.“ Religion
und Ethik spielen in der Politik der USA eine große Rolle. So wünschen sich rund zwei
Drittel aller 312 Millionen Bürger Präsidentschaftskandidaten „mit einem starken Glauben“.
Den rund 60 Millionen theologisch konservativen Evangelikalen wird etwa jeder vierte
Wähler zugerechnet. Während sie früher fast geschlossen hinter den Republikanern standen,
hat sich das Bild bei der Wahl vor vier Jahren verändert, aus denen Obama als Sieger
hervorging. Doch tendieren besonders die weißen Evangelikalen weiter zu wertkonservativen
Republikanern. Wenn die Präsidentenwahlen jetzt schon stattfinden würden, dann
läge Barack Obama bei Katholiken mit 56 Prozent vor Romney (44 Prozent), so eine aktuelle
Umfrage. Enger wäre es bei einem Rennen zwischen Obama und Santorum gekommen; hier
stünden die Chancen 52 zu 48 Prozent für den Präsidenten. Anders bei den protestantischen
Wählern: Hier erreicht Romney 55 und Obama 45 Prozent. Die katholische Mehrheit für
Obama dürfte den US-Bischöfen zu denken geben: Lebensschützer und US-Bischöfe kritisieren
die Regierung derzeit sehr scharf, vor allem wegen der Gesundheitsreform, die auch
eine indirekte Finanzierung von Abtreibungen vorsieht. Doch die heftige Kampagne der
Bischöfe scheint bei den katholischen Wählern nur begrenzt Anti-Obama-Stimmung zu
schüren. (rv/domradio/idea 12.04.2012 sk)