Ägypten: „Muslimbrüder trauen der Demokratie nicht“
Die verfassungsgebende
Versammlung, die in Ägypten eine Konstitution erarbeiten soll, widerspiegelt nicht
die Bevölkerung des Landes. Das befand nun das Verfassungsgericht in Kairo. Die von
den Muslimbrüder dominierte Versammlung habe deshalb keine Berechtigung, eine neue
Verfassung herauszugeben. Frauen, junge Ägypter und die religiösen Minderheiten seien
unterproportional vertreten, so das Gericht am Dienstag.
Nun kämen die „starken
Männer“ zum Vorschein, die die Muslimbrüder wieder zurückdrängen wollten. Das sagt
im Gespräch mit Radio Vatikan der Kopte Sameh Fawzy. Er ist Direktor des Dialogforums
„Bibliothek von Alexandria“.
„Da gibt es in der Tat eine tiefe Spaltung
zwischen den Muslimbrüdern und dem derzeit herrschenden Militärrat. Einer wie Omar
Suleiman, der unter Mubarak Geheimdienstchef war, zählt zu denjenigen, die die alte
Ordnung wieder einführen wollen. Aber auch die Muslimbrüder haben seit Revolutionsbeginn
ihre Haltung geändert. Zuerst wollten sie keinen Präsidentschaftskandidaten stellen,
doch jetzt haben sie doch einen aufgestellt. Sie trauen einer parlamentarischen Demokratie
nicht.“
Zu den wichtigsten Fragen, die von der verfassungsgebenden Versammlung
entschieden werden sollen, gehören die Machtbefugnisse des Präsidenten und das Verhältnis
von Staat und Religion. Welche Rolle die religiösen Minderheiten künftig haben werden,
sei noch immer unklar, sagt Fawzy abschließend.