Geburtstagswünsche vor dem eigentlichen Feiertag – kann man schon mal bringen, wenn
man es mit einem Geburtstagskind zu tun hat, das man selten sieht. Bayerns ehemaliger
Ministerpräsident Edmund Stoiber nutzte am Ostermontag, eine Woche vor dem Geburtstag
des Papstes, die Gelegenheit und überreichte dem bald 85-Jährigen ein besonderes Präsent:
ein Buch mit dem Titel „Benedikt XVI. – Prominente über den Papst“.
Es war
das erste Mal, dass der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber die päpstliche
Sommerresidenz Castelgandolfo besuchte, aber es war bei weitem nicht das erste Mal,
dass Stoiber den Papst traf. Die beiden Bayern kennen sich bereits seit den 60er Jahren,
als Stoiber Student und Ratzinger Theologieprofessor an der Universität Regensburg
war. Das ist eine lange gemeinsame Wegstrecke. An diesem Ostermontag nun überreichte
der frühere Politiker dem Kirchenoberhaupt ein Exemplar des Buchs „Benedikt XVI. Prominente
über den Papst“. Stoiber wollte aber, wie er uns erzählt, dem Papst nicht bloß ein
Buch überreichen.
„Mitgegeben habe ich, wie sehr er in Bayern geliebt,
geschätzt und gewürdigt wird. Das ist wohl auch etwas, was er ganz besonders braucht
in seinen vielfältigsten Aufgaben. Wir wünschen ihm alle, in unserer großen Affinität
zu ihm, dass er gesund bleibt und weiterhin diese Kraft und diese Disziplin hat, dieses
schwere Amt auszuüben und ihm eine ganz besondere Note zu geben. Er ist Diener am
Weinberg des Herrn, aber ist natürlich auch Professor geblieben.“
Herausgegeben
hat das Buch „Benedikt XVI. – Prominente über den Papst“ Papstsekretär Georg Gänswein.
20 deutsche, vor allem bayerische, Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Kirche
und Sport haben ihre Texte beigesteuert, darunter Stoiber selbst, Bundesfinanzminister
Wolfgang Schäuble, Benediktiner-Abtprimas Notker Wolf und Fußball-Legende Franz Beckenbauer.
„Man
lernt natürlich auch eine Menge über die Autoren selbst. Zum Beispiel ist sicherlich
einer der bekanntester Fußballer der Welt Franz Beckenbauer. Wenn der sich in diesem
Buch outet, dass er durch die Begegnung mit dem Papst wieder zu mehr Religiosität
geführt hat und nun mehr betet sowie ein gläubiger Christ ist und dass er bei all
seinen Reisen das Bild mit dem Papst dabei hat, ganz oben im Koffer, dann sind das
Fakten, die man nicht unbedingt mit Franz Beckenbauer verbindet. Das beleuchtet auch
die Situation auch bei den anderen Prominenten.“
Seit November 2007 ist
Stoiber in Brüssel ehrenamtlicher Leiter einer EU-Arbeitsgruppe zum Bürokratieabbau.
Gerade Papst Benedikt sei für Europa ein Vorbild, sagt uns Stoiber.
„Die
Gerechtigkeit, die Gleichberechtigung von Mann und Frau, die Freiheiten, die bei uns
im Grundgesetz stehen. Das sind alles Dinge, die aus dem Christentum entstanden sind.
Das verbindet Europa mehr als manche wirtschaftliche Beziehungen. Wenn man über Europa
redet, dann darf man nicht nur immer den Binnenmarkt und die Vorteile sowie Schwierigkeiten
aus der Wirtschaftszone als Wesenmerkmal ziehen, sondern man muss auch sehen, dass
Europa auch mehr als das ist. Europa ist ein Kontinent der Werte.“
Können
Tipps eines Kirchenmannes auf dem politischen Parkett weiterhelfen? Sie können, bekräftigt
Stoiber und erzählt uns: Wenn er mal nicht weiterwusste, habe er immer wieder bei
Kardinal Ratzinger um Rat nachgefragt und war dann stets recht zufrieden mit den Tipps
aus Rom.
„Er wusste beispielsweise die CSU-interne Diskussionen über mich,
als ich nach Berlin gehen wollte. Er war an allen Einzelheiten interessiert.“
Der
direkte Draht zum Papst war auch hilfreich dabei, manches Missgeschick zu vermeiden,
lässt Stoiber durchblicken.
„Als der Papst 2006 nach Bayern kam, gab es
plötzlich ein Problem, dass die Protokoll-Abteilung zu mir gekommen ist und gesagt
hat, wir können leider dem Vatikan nicht erklären, dass der Samstag, an dem das Oktoberfest
eröffnet wird, ein ganz schlechter Tag ist für die Ankunft des Papstes; da kam aus
dem Vatikan nur Unverständnis. Sie sahen es als einfaches Volksfest an. Daraufhin
habe ich gesagt, bitte besteht darauf, dass das Protokoll im Vatikan den Paspt selber
damit konfrontiert. Das war meine einzige Chance, weil doch der Papst als früherer
Münchner Bischof weiß, was das bedeutet. Daraufhin hat der Papst gesagt, liebe Leute,
die in München haben völlig recht, ihr habt keine Ahnung, was das Oktoberfest ist!
Und das ist die Ankunft um eine Woche verschoben worden.“