2012-04-11 10:46:35

Stoiber: Immer hilfreiche Tipps aus Rom


Geburtstagswünsche vor dem eigentlichen Feiertag – kann man schon mal bringen, wenn man es mit einem Geburtstagskind zu tun hat, das man selten sieht. Bayerns ehemaliger Ministerpräsident Edmund Stoiber nutzte am Ostermontag, eine Woche vor dem Geburtstag des Papstes, die Gelegenheit und überreichte dem bald 85-Jährigen ein besonderes Präsent: ein Buch mit dem Titel „Benedikt XVI. – Prominente über den Papst“.

Es war das erste Mal, dass der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber die päpstliche Sommerresidenz Castelgandolfo besuchte, aber es war bei weitem nicht das erste Mal, dass Stoiber den Papst traf. Die beiden Bayern kennen sich bereits seit den 60er Jahren, als Stoiber Student und Ratzinger Theologieprofessor an der Universität Regensburg war. Das ist eine lange gemeinsame Wegstrecke. An diesem Ostermontag nun überreichte der frühere Politiker dem Kirchenoberhaupt ein Exemplar des Buchs „Benedikt XVI. Prominente über den Papst“. Stoiber wollte aber, wie er uns erzählt, dem Papst nicht bloß ein Buch überreichen.

„Mitgegeben habe ich, wie sehr er in Bayern geliebt, geschätzt und gewürdigt wird. Das ist wohl auch etwas, was er ganz besonders braucht in seinen vielfältigsten Aufgaben. Wir wünschen ihm alle, in unserer großen Affinität zu ihm, dass er gesund bleibt und weiterhin diese Kraft und diese Disziplin hat, dieses schwere Amt auszuüben und ihm eine ganz besondere Note zu geben. Er ist Diener am Weinberg des Herrn, aber ist natürlich auch Professor geblieben.“

Herausgegeben hat das Buch „Benedikt XVI. – Prominente über den Papst“ Papstsekretär Georg Gänswein. 20 deutsche, vor allem bayerische, Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Kirche und Sport haben ihre Texte beigesteuert, darunter Stoiber selbst, Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, Benediktiner-Abtprimas Notker Wolf und Fußball-Legende Franz Beckenbauer.

„Man lernt natürlich auch eine Menge über die Autoren selbst. Zum Beispiel ist sicherlich einer der bekanntester Fußballer der Welt Franz Beckenbauer. Wenn der sich in diesem Buch outet, dass er durch die Begegnung mit dem Papst wieder zu mehr Religiosität geführt hat und nun mehr betet sowie ein gläubiger Christ ist und dass er bei all seinen Reisen das Bild mit dem Papst dabei hat, ganz oben im Koffer, dann sind das Fakten, die man nicht unbedingt mit Franz Beckenbauer verbindet. Das beleuchtet auch die Situation auch bei den anderen Prominenten.“

Seit November 2007 ist Stoiber in Brüssel ehrenamtlicher Leiter einer EU-Arbeitsgruppe zum Bürokratieabbau. Gerade Papst Benedikt sei für Europa ein Vorbild, sagt uns Stoiber.

„Die Gerechtigkeit, die Gleichberechtigung von Mann und Frau, die Freiheiten, die bei uns im Grundgesetz stehen. Das sind alles Dinge, die aus dem Christentum entstanden sind. Das verbindet Europa mehr als manche wirtschaftliche Beziehungen. Wenn man über Europa redet, dann darf man nicht nur immer den Binnenmarkt und die Vorteile sowie Schwierigkeiten aus der Wirtschaftszone als Wesenmerkmal ziehen, sondern man muss auch sehen, dass Europa auch mehr als das ist. Europa ist ein Kontinent der Werte.“

Können Tipps eines Kirchenmannes auf dem politischen Parkett weiterhelfen? Sie können, bekräftigt Stoiber und erzählt uns: Wenn er mal nicht weiterwusste, habe er immer wieder bei Kardinal Ratzinger um Rat nachgefragt und war dann stets recht zufrieden mit den Tipps aus Rom.

„Er wusste beispielsweise die CSU-interne Diskussionen über mich, als ich nach Berlin gehen wollte. Er war an allen Einzelheiten interessiert.“

Der direkte Draht zum Papst war auch hilfreich dabei, manches Missgeschick zu vermeiden, lässt Stoiber durchblicken.

„Als der Papst 2006 nach Bayern kam, gab es plötzlich ein Problem, dass die Protokoll-Abteilung zu mir gekommen ist und gesagt hat, wir können leider dem Vatikan nicht erklären, dass der Samstag, an dem das Oktoberfest eröffnet wird, ein ganz schlechter Tag ist für die Ankunft des Papstes; da kam aus dem Vatikan nur Unverständnis. Sie sahen es als einfaches Volksfest an. Daraufhin habe ich gesagt, bitte besteht darauf, dass das Protokoll im Vatikan den Paspt selber damit konfrontiert. Das war meine einzige Chance, weil doch der Papst als früherer Münchner Bischof weiß, was das bedeutet. Daraufhin hat der Papst gesagt, liebe Leute, die in München haben völlig recht, ihr habt keine Ahnung, was das Oktoberfest ist! Und das ist die Ankunft um eine Woche verschoben worden.“

(rv 11.04.2012 mg)








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