Vatikan/D: Riccardo Chailly dirigiert für den Papst
Ein Präsent für den
Papst, das ihn sicher von Herzen freuen wird: Das Leipziger Gewandhausorchester spielt
für das Geburtstagskind Felix Mendelssohn Bartholdys Sinfonie-Kantate „Lobgesang".
Das Konzert findet am 20. April, vier Tage nach dem Wiegenfest des Papstes, in der
vatikanischen Audienzhalle statt. Am Dirigentenpult steht Gewandhauskapellmeister
Riccardo Chailly. Der italienische Maestro hat das Stück des protestantischen Komponisten
wegen seines geistlichen Gehaltes und wegen seiner Schönheit ausgewählt, wie er uns
im Interview sagte:
„In meinen Augen ist der „Lobgesang“ nicht nur eine
der größten Kompositionen Mendelssohns, sondern auch eine große Inspiration von Gott,
von den Text der Heiligen Schrift, die er genommen hat, um ein neues Libretto zusammenzustellen:
eine bewegende Widmung an Gott, in tief religiösem Sinn. Das bewegt mich und alle
Musiker, wenn wir dieses Meisterwerk spielen. Es ist für uns alle eine große Ehre,
ein solches Meisterwerk im Vatikan vor Papst Benedikt zu spielen und zu singen.“
Benedikt
ist ein ausgesprochener Liebhaber und Kenner klassischer Musik, Mozart ist sein Lieblingskomponist,
aber auch Bach – kurz, dem Papst gefällt nicht nur Katholisches.
„Selbstverständlich
ist unsere Idee, diesen Lobgesang jetzt im Vatikan zu spielen, mehr als eine ökumenische
Geste. Es ist ein Stück, das alle verschiedenen Religionen quasi mitnimmt. Das kommt
von der Stärke und der poetischen Kraft seiner Texte.“
Riccardo Chailly
seinerseits stammt aus einer katholischen Mailänder Familie, sein Vater war Komponist
und komponierte unter anderem eine Messe für Papst Paul VI.
„Ich erinnere
mich, ich war jung, ich war elf Jahre alt 1964, wir alle waren im Vatikan bei Papst
Paul VI., um ihm die Partitur als Geschenk zu geben. Ich bin in einer katholischen
Familie aufgewachsen, der Glaube meines Vaters war sehr stark und sehr verbunden mit
der katholischen Kirche.
Das Leipziger Gewandhausorchester ist ein renommierter
Klangkörper; vor international einflussreichen Persönlichkeiten zu spielen, ist den
Musikern und ihrem Chefdirigenten nichts Neues. Dennoch macht es für Chailly einen
Unterschied, im Publikum den Papst zu wissen, ja direkt für ihn zu musizieren.
„Zuerst
ja, wir haben einen Musikerpapst! Das ist einmalig, würde ich sagen. Wir wissen, wie
vertraut er ist mit der musikalischen Tradition, nicht nur Deutschlands. Selbstverständlich
ist er sehr gut vorbereitet auf ein Stück wie Lobgesang und den Inhalt dieses Werkes,
das rund 65 Minuten dauert. Zuerst die Idee, dass die ersten drei Sätze auschließlich
symphonische Musik sind, und im vierten Satz setzt der Chor ein, später die Soli.
Diese Komposition entwickelt sich mehr und mehr in Richtung eines heiligen Gebetes
an Gott zum Schluss – ich bin sehr froh, dass wir mit dem MDR-Chor, dem Gewandhauschor
und Orchester dieses Stück spielen können! Das Halleluja zum Schluss, Halleluja lobet
den Herrn, das ist für Gott geschrieben, aber von uns in diesem Konzert dem Papst
Benedikt gewidmet.“