Benedikt XVI. will durch seine Theologie keine Reformen rückgängig machen, noch will
er einen „Rückzug aus der Welt“. Davon ist der Heiligenkreuzer Abt und Ratzinger-Experte
Maximilian Heim überzeugt. In einem Interview mit den westösterreichischen Kirchenzeitungen
betonte er, dass der Papst wichtige aktuelle Impulse gebe. Im Blick auf die Liturgie
sei dem Papst wichtig, auf die Kontinuität in der liturgischen Entwicklung auch nach
dem Konzil hinzuweisen. Es habe nicht etwa - wie mancherorts behauptet - einen „Bruch
gegeben, wo man sagt, das, was früher war, ist alles falsch, und heute ist alles richtig".
Die päpstliche Theologie rufe dazu auf, immer wieder die Liturgie ganz auf Christus
hin auszurichten, „der ja der eigentlich Handelnde ist". Heim: „Was den Papst umtreibt,
ist die Sorge, dass wir in der Kirche diese ganz zentrale Stellung der Eucharistie,
ihre innerste Tiefe aus dem Blick verlieren könnten." Diese Zentralität der Eucharistie
bestimme auch das zweite große Thema der päpstlichen Theologie, die Lehre von der
Kirche (Ekklesiologie). „Man könnte es fast auf die Formel bringen: Kirche ist Eucharistie
und Eucharistie ist Kirche", so Heim. Kirche sei für Ratzinger kein „menschlicher
Verein", sondern eine „von Gott gestiftete Gemeinschaft" mit der Eucharistie in ihrem
Kern. Aus diesem Kern leite sich schließlich alles her - die Pastoral, die Verkündigung,
die Mission und die Caritas. Ein eucharistisch fokussiertes Kirchenverständnis sei
daher "keine fromme Verengung, kein Rückzug aus der Welt", sondern nehme den Einsatz
für die Armen und Ausgegrenzten, den Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Schöpfungsverantwortung
"sehr, sehr ernst", so Heim. Schließlich verteidigte Heim die päpstliche Kritik
an einem gesellschaftlichen Relativismus. Mit seiner Relativismus-Kritik gehe es dem
Papst nicht darum, „Pluralität insgesamt in Frage zu stellen", sondern darum, die
Idee der Existenz einer „verbindlichen Wahrheit" zu retten. Zumindest für Christen
gebe es schließlich eine solche Wahrheit, "die ich mir nicht nach Belieben zurechtbiegen
kann", so Heim. Außerdem hänge der Papst mit seiner Relativismus-Kritik keineswegs
einer pessimistischen Weltsicht an; er sei vielmehr Realist und benenne deutlich Probleme
„etwa im Zusammenhang mit der Finanzkrise, der mangelnden Gerechtigkeit, der Angriffe
auf die Grundrechte und Würde des Menschen oder der Umweltzerstörung". Sein Grundton
bleibe dabei jedoch „von der Hoffnung getragen, dass Gott diese Welt nicht im Stich
lässt", so Heim.