2012-04-08 09:26:20

Gegen Gottesdunkel und Wertedunkel: Papst Benedikt feiert die Osternacht


RealAudioMP3 „Ostern ist Fest der Neuschöpfung. Jesus ist auferstanden und stirbt nicht mehr. (…) Eine neue Dimension hat sich für den Menschen aufgetan. Die Schöpfung ist größer und weiter geworden.“

So Benedikt XVI. in seiner Predigt in der Nacht zum Sonntag. In einer dreistündigen Liturgie – der längsten im päpstlichen Jahr – feierte der Papst in einer übervollen Peterskirche die Auferstehung Christi. Während der Feier nahm er auch acht Katechumenen durch Taufe und Firmung in die Kirche auf. Seine Predigt stand in diesem Jahr vor allem im Zeichen des Lichtes, eines der Symbole der Osternacht.

„Was will der Schöpfungsbericht damit sagen? Licht ermöglicht Leben. Es ermöglicht Begegnung. Es ermöglicht Kommunikation. Es ermöglicht Erkenntnis, Zugang zur Wirklichkeit, zur Wahrheit. Und indem es Erkenntnis ermöglicht, ermöglicht es Freiheit und Fortschritt. Das Böse verbirgt sich. Licht ist daher auch Ausdruck für das Gute, das Helligkeit ist und schafft. Es ist Tag, an dem wir zu wirken vermögen. Dass Gott das Licht geschaffen hat, bedeutet: Gott hat die Welt als einen Raum der Erkenntnis und der Wahrheit, als einen Raum der Begegnung und der Freiheit, als Raum des Guten und der Liebe geschaffen. Der Grundstoff der Welt ist gut, das Sein selber ist gut. Und das Böse kommt nicht aus dem von Gott geschaffenen Sein, sondern es existiert aufgrund der Verneinung. Es ist das Nein.“

Deswegen beginne die Kirche die Osterliturgie mit dem Verlesen des Schöpfungsberichtes, so der Papst. Man könne die neue Schöpfung nur durch die alte verstehen. Das Buch Genesis betone, dass das Licht Gottes Schöpfung sei, die in der Antike vergöttlichten Sonne und Mond seien bewusst erst am vierten Tag erschaffen worden, um ihnen die Göttlichkeit zu nehmen.

„Aber nun ist wieder der erste Tag – die Schöpfung beginnt ganz neu. „Es werde Licht“, sagt Gott, „und es wurde Licht“: Jesus steht aus dem Grabe auf. Das Leben ist stärker als der Tod. Das Gute ist stärker als das Böse. Die Liebe ist stärker als der Hass. Die Wahrheit ist stärker als die Lüge. Das Dunkel der vergangenen Tage ist vertrieben in dem Augenblick, in dem Jesus aus dem Grab aufersteht und selbst reines Licht Gottes wird. (…) Mit der Auferstehung Jesu ist das Licht selbst neu geschaffen. Er zieht uns alle nach in das neue Leben der Auferstehung hinein und besiegt alles Dunkel. Er ist der neue Tag Gottes, der uns allen gilt.“

Wir würden durch die Taufe in dieses Licht hineingenommen, in der alten Kirche habe die Kirche die Taufe deswegen Photismos – Erleuchtung – genannt.

„Das Gottesdunkel und das Wertedunkel ist die eigentliche Bedrohung unserer Existenz und der Welt überhaupt. Wenn Gott und die Werte, der Unterschied von Gut und Böse dunkel bleiben, dann sind alle anderen Erleuchtungen, die uns ein so unglaubliches Können ermöglichen, nicht nur Fortschritte, sondern zugleich Bedrohungen, die uns und die Welt gefährden. Wir können heute unsere Städte so grell erleuchten, dass die Sterne des Himmels nicht mehr sichtbar sind. Ist das nicht ein Bild für die Problematik unserer Aufgeklärtheit? Wir wissen und können in den materiellen Dingen unerhört vieles, aber was darüber hinausgeht, Gott und das Gute, vermögen wir nicht mehr zu identifizieren. Deshalb ist der Glaube, der uns das Licht Gottes zeigt, die wahre Aufklärung, ist Einbruch von Gottes Licht in unsere Welt, Öffnung unserer Augen für das wirkliche Licht.“

(rv 08.04.2012 ord)







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