Gegen Gottesdunkel und Wertedunkel: Papst Benedikt feiert die Osternacht
„Ostern ist
Fest der Neuschöpfung. Jesus ist auferstanden und stirbt nicht mehr. (…) Eine neue
Dimension hat sich für den Menschen aufgetan. Die Schöpfung ist größer und weiter
geworden.“
So Benedikt XVI. in seiner Predigt in der Nacht zum Sonntag.
In einer dreistündigen Liturgie – der längsten im päpstlichen Jahr – feierte der Papst
in einer übervollen Peterskirche die Auferstehung Christi. Während der Feier nahm
er auch acht Katechumenen durch Taufe und Firmung in die Kirche auf. Seine Predigt
stand in diesem Jahr vor allem im Zeichen des Lichtes, eines der Symbole der Osternacht.
„Was
will der Schöpfungsbericht damit sagen? Licht ermöglicht Leben. Es ermöglicht Begegnung.
Es ermöglicht Kommunikation. Es ermöglicht Erkenntnis, Zugang zur Wirklichkeit, zur
Wahrheit. Und indem es Erkenntnis ermöglicht, ermöglicht es Freiheit und Fortschritt.
Das Böse verbirgt sich. Licht ist daher auch Ausdruck für das Gute, das Helligkeit
ist und schafft. Es ist Tag, an dem wir zu wirken vermögen. Dass Gott das Licht geschaffen
hat, bedeutet: Gott hat die Welt als einen Raum der Erkenntnis und der Wahrheit, als
einen Raum der Begegnung und der Freiheit, als Raum des Guten und der Liebe geschaffen.
Der Grundstoff der Welt ist gut, das Sein selber ist gut. Und das Böse kommt nicht
aus dem von Gott geschaffenen Sein, sondern es existiert aufgrund der Verneinung.
Es ist das Nein.“
Deswegen beginne die Kirche die Osterliturgie mit dem
Verlesen des Schöpfungsberichtes, so der Papst. Man könne die neue Schöpfung nur durch
die alte verstehen. Das Buch Genesis betone, dass das Licht Gottes Schöpfung sei,
die in der Antike vergöttlichten Sonne und Mond seien bewusst erst am vierten Tag
erschaffen worden, um ihnen die Göttlichkeit zu nehmen.
„Aber nun ist wieder
der erste Tag – die Schöpfung beginnt ganz neu. „Es werde Licht“, sagt Gott, „und
es wurde Licht“: Jesus steht aus dem Grabe auf. Das Leben ist stärker als der Tod.
Das Gute ist stärker als das Böse. Die Liebe ist stärker als der Hass. Die Wahrheit
ist stärker als die Lüge. Das Dunkel der vergangenen Tage ist vertrieben in dem Augenblick,
in dem Jesus aus dem Grab aufersteht und selbst reines Licht Gottes wird. (…) Mit
der Auferstehung Jesu ist das Licht selbst neu geschaffen. Er zieht uns alle nach
in das neue Leben der Auferstehung hinein und besiegt alles Dunkel. Er ist der neue
Tag Gottes, der uns allen gilt.“
Wir würden durch die Taufe in dieses Licht
hineingenommen, in der alten Kirche habe die Kirche die Taufe deswegen Photismos –
Erleuchtung – genannt.
„Das Gottesdunkel und das Wertedunkel ist die eigentliche
Bedrohung unserer Existenz und der Welt überhaupt. Wenn Gott und die Werte, der Unterschied
von Gut und Böse dunkel bleiben, dann sind alle anderen Erleuchtungen, die uns ein
so unglaubliches Können ermöglichen, nicht nur Fortschritte, sondern zugleich Bedrohungen,
die uns und die Welt gefährden. Wir können heute unsere Städte so grell erleuchten,
dass die Sterne des Himmels nicht mehr sichtbar sind. Ist das nicht ein Bild für die
Problematik unserer Aufgeklärtheit? Wir wissen und können in den materiellen Dingen
unerhört vieles, aber was darüber hinausgeht, Gott und das Gute, vermögen wir nicht
mehr zu identifizieren. Deshalb ist der Glaube, der uns das Licht Gottes zeigt, die
wahre Aufklärung, ist Einbruch von Gottes Licht in unsere Welt, Öffnung unserer Augen
für das wirkliche Licht.“