Kreuzweg am Kolosseum: Papst spricht Familien Mut zu
Die Erfahrung des
Leides prägt die Menschheit und prägt besonders auch die Familien. Darauf wies Papst
Benedikt XVI. am Abend des Karfreitages während der Feier des Kreuzweges hin. Über
20.000 Römer und Gäste hatten sich um das Kolosseum – den traditionellen Ort der Feier
– versammelt, um gemeinsam den Leidensweg Christi mitzubeten, über 4 Millionen schauten
allein in Italien am Fernseher zu. Die Familien standen im Mittelpunkt der Feier,
erstmals waren die Texte zum Kreuzweg von einem Ehepaar geschrieben worden. Das nahm
der Papst auch zum Anlass, in seiner kurzen Schlussansprache die Belastungen der Familien
besonders in den Blick zu nehmen. So bedrohten die negativen Folgen der Wirtschaftskrise
besonders die Familien. Der familiäre Alltag sei jedoch häufig auch schon ohne diese
zusätzlichen Belastungen „mühsam und beschwerlich“. Es gelte, Unverständnis, Spaltungen
und die Sorgen um die Zukunft der Kinder zu bewältigen.
„Der Kreuzweg, den
wir heute Abend im Geiste gegangen sind, ist eine Einladung an uns alle, und besonders
an die Familien, den gekreuzigten Christus zu betrachten, um die Kraft zu schöpfen
zur Überwindung der Schwierigkeiten. Das Kreuz Jesu ist das äußerste Zeichen der Liebe
Gottes zu jedem Menschen, er ist die überreiche Antwort auf das Bedürfnis jedes Menschen,
geliebt zu sein.“
Wer sich in einer Situation der Prüfung befindet, solle
auf das Kreuz Christi schauen, so der Papst weiter.
„Dort finden wir den
Mut und die Kraft weiterzugehen; dort können wir in fester Hoffnung die Worte des
heiligen Paulus wiederholen: „Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis
oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert? … Doch all das überwinden
wir durch den, der uns geliebt hat“ (Röm 8,35.37).“
Schließlich sei der
Mensch nie alleingelassen, sagte der Papst.
„In Trübsal und in Schwierigkeiten
sind wir nicht allein; die Familie ist nicht allein: Jesus ist zugegen mit seiner
Liebe, er unterstützt sie mit seiner Gnade und gibt ihr die Kraft voranzugehen, Opfer
auf sich zu nehmen und alle Hindernisse zu überwinden. Und diese Liebe Christi ist
es, an die wir uns wenden müssen, wenn menschliche Schwächen und die Schwierigkeiten
die Einheit unseres Lebens und der Familie zu verletzen drohen.“
Die Zeit
des Schmerzes und der Prüfung berge „schon das Licht der Auferstehung in sich“, erläuterte
Benedikt XVI.
„In jenem gekreuzigten Menschen, welcher der Sohn Gottes ist,
erhält selbst der Tod einen neuen Sinn und eine neue Orientierung; er ist erlöst und
bezwungen, ist der Übergang in das neue Leben: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde
fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht (Joh
12,24).“
Die Gläubigen sollten sich deshalb der Mutter Christi anvertrauen,
fügte der Papst an.
„Sie, die ihren Sohn auf dem Leidensweg begleitet hat,
sie, die in der Stunde seines Todes unter dem Kreuz stand, sie, die die werdende Kirche
ermutigt hat, in der Gegenwart des Herrn zu leben, führe unsere Herzen, die Herzen
aller Familien durch das weite mysterium passionis hindurch zum mysterium paschale,
zu jenem Licht, das aus der Auferstehung Christi hervorbricht und den endgültigen
Sieg der Liebe, der Freude und des Lebens über das Böse, das Leiden und den Tod offenbart.“
Die
Gebete während des Gottesdienstes gedachten unter anderem geschiedener Paare und Eltern,
die durch Kriege oder Terroranschläge Sohn oder Tochter verloren haben. Auch für abgetriebene
Kinder wurde gebetet.
Stimmungsvolle Feier Benedikt XVI. eröffnete
die stimmungsvolle Feier im Schein von unzähligen Kerzen und Fackeln mit einem Gebet.
Das schlichte, mannshohe schwarze Holzkreuz wurde zuerst von Kardinalvikar Agostino
Vallini getragen, dem Stellvertreter des Papstes im Bistum Rom. Anschließend führten
Familien aus Italien, Peru, Irland und dem westafrikanischen Burkina Faso die Prozession
für jeweils eine Station an, hinzu kamen zwei Ordensmänner aus dem Heiligen Land.
Zum Abschluss wurde das Kreuz Benedikt XVI. überreicht, der es hoch erhoben der Menge
zeigte. Er war der Zeremonie von einem Pavillon auf dem Palatin-Hügel aus gefolgt.
Geschrieben
hatte die Meditationen das seit 59 Jahren verheiratete italienische Ehepaar Danilo
(91) und Anna Maria Zanzucchi (82). Beide gehören der katholischen Fokolar-Bewegung
an. Es war das erste Mal, dass zwei Eheleute die Texte für den Papst-Kreuzweg verfassten.