Katholische und andere
mit Rom unierte Christen feiern in diesem Jahr wieder an einem anderen Termin das
Osterfest als die orthodoxen Kirchen. Noch im vergangenen Jahr sind beide Termine
zusammen gefallen, aber die verschiedenen Kalender zur Berechnung des Datums lassen
eine ständige gemeinsame Feier nicht zu. Für einen ständigen gemeinsamen Ostertermin
aller Kirchen hat sich nun gegenüber der Agentur Katpress der Vorsitzende des Ökumenischen
Rates der Kirchen in Österreich, der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nicolae Dura,
stark gemacht. Das wäre gerade in einer zunehmend glaubensfernen Gesellschaft ein
deutliches Zeichen des gemeinsamen christlichen Glaubens, so Dura.
„Es gibt
große Theologen und Bischöfe, die bereit sind, ein gemeisames Osterdatum einzuführen,
so dass alle Christen gemeinsam Ostersonntag feiern. Das wünsche auch ich mir als
Ideal: Alle Christen feiern gemeinsam den Ostersonntag.“
Freilich stehe
trotz unterschiedlicher Ostertermine die tiefe Übereinstimmung im Osterglauben an
die Auferstehung nicht in Zweifel, bekräftigte Dura. Der ÖRKÖ-Vorsitzende verwies
in diesem Zusammenhang auf die jüngste Initiative der katholischen und orthodoxen
Bischöfe in Deutschland, die die gemeinsame Broschüre „Ostern - Das Hauptfest der
Kirche in Ost und West" veröffentlicht hatten. Die Publikation müsse man auch im Zusammenhang
des Bemühens um einen gemeinsamen Ostertermin interpretieren. Und jedenfalls gelte
es, in dieser Frage nicht nachzulassen.
„Als Christ in der Diasporagemeinde
bin ich froh, dass wir zumindest ab und zu Ostern alle Christen gemeinsam feiern dürfen.
In diesem Jahr werden wir – die orthodoxen Christen – das Osterfest eine Woche später
feiern, am 15. April. Aber auch mit verschiedenen Terminen leben wir gemeinsam in
der Überzeugung, dass wir eigentlich die gleiche Auferstehung feiern.“
Die
orthodoxen Kirchen berechnen den Ostertermin nach dem Julianischen Kalender, eingeführt
46 vor Christus, die westlichen nach der Kalenderreform von Papst Gregor XIII. von
1582. Heute geht der Julianische Kalender 13 Tage nach, und nur, wenn der erste Vollmond
nach Frühlingsbeginn mehr als 13 Tage nach dem 21. März liegt, feiern alle Kirchen
gemeinsam Ostern. - Was freilich eher selten der Fall ist.
Bischofsvikar Dura
räumte ein, dass in der Frage des gemeinsamen Ostertermins die orthodoxe Kirche noch
vor großen internen Herausforderungen stünden. Er verwies auf das Beispiel seiner
eigenen Kirche, die 1923 vom Julianischen Kalender abgegangen und den Gregorianischen
übernommen hatte. Das habe zur Spaltung geführt, die bis heute andauere. Dura sprach
von rund 500.000 sogenannten „Altkalendariern" in der rumänisch-orthodoxen Kirche.
Der Streit habe schließlich dazu geführt, dass die Kirchenleitung die Kalenderentscheidung
teilweise wieder rückgängig machte. Die fixen Kirchenfeste wie Weihnachten werden
nach dem Gregorianischen Kalender gefeiert, bewegliche Feste wie Ostern wieder nach
dem Julianischen. Diese Regelung findet sich auch in einigen anderen orthodoxen
Kirchen wie der bulgarisch-orthodoxen oder dem griechisch-orthodoxen Patriarchat von
Konstantinopel. Andere Kirchen wiederum - beispielsweise die russisch-orthodoxe und
die serbisch-orthodoxe - halten vollständig am Julianischen Kalender fest. Wie
Bischofsvikar Dura sagte, werde die strittige Kalenderfrage fix auf der Tagesordnung
des kommenden Panorthodoxen Konzils stehen. Allerdings stehe noch immer kein Termin
für dieses Konzil fest, für das die Vorbereitungen schon sehr weit gediehen seien.
- Es wäre das erste seit mehr als 1.000 Jahren.