Der Kreuzweg am Kolosseum
mit dem Papst – eine Tradition am Karfreitagabend seit Jahrzehnten. Die Meditationen
dafür schreibt immer ein anderer Autor, mitunter auch ein Autorenkollektiv. Letztes
Jahr stammten sie von einer Klausur-Nonne, in diesem Jahr von mitten in der Welt stehenden
Leuten: einem italienischen Ehepaar. Danilo und Anna Maria Zanzucchi gehören der Fokolar-Bewegung
an und haben die Gruppe „Neue Familien“ gegründet.
„Dass wir sehr aufgeregt
waren, als uns der Papst damit beauftrag hat, die Meditationen für den Kreuzweg zu
schreiben, versteht sich von selbst!“, sagt Danilo Zanzucchi. „Aber der Herr
lädt uns zu einem Moment des Nachdenkens, des Zusammenseins mit ihm ein: mit seiner
Passion und seinem Tod. Denn die spiegeln sich ja auch im Leben jedes einzelnen Christen
und jeder Familie wider.“
Mutter, Vater, Kinder. Die Freuden und Leiden
einer Familie im Lauf vieler Jahre: so manches kommt einem da in den Sinn. Anfänge
und Abschiede, Streit und Versöhnung, lustige Abende, gemeinsame Messen, Krankheiten,
Genesungen, unerwartete Wenden. Ein miteinander und aneinander Wachsen. All das ist
eingegangen in die Kreuzwegs-Meditationen. Anna Maria Zanzucchi:
„Wir haben
uns zunächst einfach Gott anvertraut, als wir die Meditationen schrieben. Und es dann
gemeinsam gemacht. Das, was wir miteinander fühlten, war sehr wichtig für diese Meditationen.
Wir haben versucht, ihnen den Stempel des von uns Erlebten aufzudrücken. Wir wollten
einen Begriff davon geben, was es heißt in einer Familie zu leben; es sind Dinge eingeflossen,
die die in vielen Jahren des Zusammenlebens in uns herangereift sind, übrigens auch
im Austausch mit anderen Familien.“
Familie hat immer auch eine gesellschaftliche
Dimension. Die Liebe, die in ihr gelebt wird oder eben nicht gelebt wird, legt die
Basis für alles das, was morgen kommt – das wird aus den Kreuzwegs-Meditationen deutlich.
Dabei ist der Wert, der der Familie gesellschaftlich zugestanden wird, heute sehr
niedrig. Berufliche Verfügbarkeit hat oft Vorrang, und Leben soll perfekt sein, sonst
wird es unterdrückt; Ausgrenzung, Abtreibung, aktive Sterbehilfe tauchen auf dem Horizont
auf.
„Der Kreuzweg endet mit den toten Jesus in den Armen seiner Mutter
Maria. Aber jenseits des Kreuzes wissen wir, dass es die Auferstehung gibt. Christus
ist auferstanden! Das bedeutet: Schwierigkeiten gibt es, aber sie sind bloß ein Übergang,
hin zum wahren Wohl der Familie und der Gesellschaft. Sicher, wir müssen einander
helfen, die Leiden und Lasten zu tragen. Wir bitten um die Hilfe der Gesellschaft,
der wir Familien als lebendiger und formender Teil angehören.“