Kardinal Becker: Einigung zwischen Vatikan und Piusbruderschaft wird „schwierig"
Große Probleme für eine Einigung zwischen dem Vatikan und der traditionalistischen
Piusbruderschaft sieht Kardinal Karl Josef Becker: „Beide Positionen zu verbinden,
das ist schon schwer“, sagte der Jesuit im Interview der Kölner Kirchenzeitung vom
Sonntag. Er wirkte als Berater der Glaubenskongregation an den Verhandlungen mit der
Piusbruderschaft mit. Papst Benedikt XVI. hat Mitte März die Piusbrüder aufgefordert,
bis zum 15. April ihre Position zu klären und einen Bruch mit Rom zu vermeiden.
„Am
katholischen Glauben streichen wir nichts ab - aber die anderen muss ich auch versuchen
zu verstehen“, betonte Becker. Er verwies auf eine Aussage des Gründers der Piusbruderschaft,
Erzbischof Marcel Lefebvre, dass mit Pius XII. (1939-1958) „alle Lehre und Disziplin
in der katholischen Kirche festgelegt“ und „nichts mehr zu ändern und zu erneuern“
sei. Wenn ein Lefebvrianer sich daran halte, habe das Gespräch zwischen Vatikan und
Piusbruderschaft keinen Sinn. Verhalte er sich anders, stehe er vor dem Dilemma: „Wie
stehe ich zum Gründer meiner Bruderschaft?“ Darin sehe er das große Problem für die
Priesterbruderschaft, so Becker. Der aus Köln stammende Jesuit und langjährige Hochschullehrer
an der Gregoriana in Rom war im Februar zum Kardinal erhoben worden.
Weiter
betonte Becker, dass das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) auch nach 50 Jahren
noch nicht richtig begriffen worden sei. „Es ist nämlich ein Konzil von einer derartigen
Neuigkeit, dass das am Schluss selbst den Bischöfen nicht ganz klar war“, so der Kardinal.
Die bisherigen Konzilien hätten zu Katholiken gesprochen, das Zweite Vatikanum zu
Christen und allen Menschen, gleich ob sie glauben oder nicht glauben oder welcher
Religion sie angehören. „Was dies zur Bewertung der Konzilsaussagen bedeutet, scheint
bislang noch nicht hinreichend bedacht worden zu sein“, sagte Becker. Um den wahren
Kern des Konzils zu entdecken, müssen nach Ansicht des Theologen dessen Texte gelesen
werden. Heute aber habe kaum jemand mehr Zugang zu den lateinischen Originaldokumenten.
«“Ich kann nur davor warnen, die Texte unter dem Blickwinkel bestimmter Wunschvorstellungen
zu beurteilen“, so Becker. Bei der Interpretation seien Entstehungszeit und Intentionen
der Konzilsväter zu berücksichtigen.