Vorhof der Völker in Palermo: „Erziehung zum Frieden“
Die Frage nach Gott ist auch die Frage nach einer gerechten und gewaltlosen Gesellschaft.
Das hat sich bei der jüngsten Station des „Vorhofs der Völker“ auf Sizilien deutlich
gezeigt. Fragen wie: „Zu welchem Gott beten Mafiosi?“ und „Wie kann eine Erziehung
zum Frieden aussehen?“ bestimmten die Debatten der Vatikanstiftung, die in der vergangenen
Woche in Palermo gastierte. Mit der mobilen Gesprächsplattform des Päpstlichen Kulturrates,
die seit März 2011 durch verschiedene europäische Städte tourt, sucht der Vatikan
das Gespräch mit Nichtglaubenden. Neues Element der Initiative in Sizilien war die
Teilnahme von Kindern, erzählt Kardinal Gianfranco Ravasi, Initiator des „Vorhofs
der Völker“ und Präsident des Päpstlichen Kulturrates, im Interview mit Radio Vatikan:
„Der
Vorhof der Völker in Palermo könnte ein Modell auch für andere Städte werden, was
die Dosierung der Teilnehmergruppen betrifft. Dass hier Kinder mit dabei waren, ist
ein absolut originales und kreatives Element! Ebenso hat die Anwesenheit von Stimmen
eines Volkes, das durch die Kriminalität niedergedrückt wurde, den Vorhof der Völker
in Palermo geprägt, es waren Stimmen des Martyriums. Und weiter hatten wir mit den
Begegnungen in der Universität natürlich einen Austausch auf hohem Niveau, bei dem
es auch um Entscheidungen ging, die die Erziehung betreffen.“ Erziehung
zu Zivilcourage und Gerechtigkeit – das ist ein Ansatz, um dem organisierten Verbrechen
nicht nur in Sizilien nach und nach „den Saft abzudrehen“. Die Ordensfrau und Journalistin
Fernanda Di Monte hat den „Vorhof der Kinder“, der Bestandteil der Vatikaninitiative
in Palermo war, mit organisiert. In den Kursen und Workshops zum Thema Mafia, die
sie in Palermo mit Schülern das ganze Jahr über durchführt, verbindet sich Aufklärungsarbeit
mit neuen Ansätzen der Jugendpastoral. Keine großen Durchbrüche, sondern kleine Schritte
zeichneten den Kampf gegen die Mafia im Erziehungsbereich aus, erklärt die Schwester
im Interview mit Radio Vatikan:
„Mein aktueller Kurs für Schüler
der Mittelstufe hat das Motto ,die Mafia – erzählt, erlebt und besiegt‘. Es wird gelacht,
wenn es heißt ,besiegt‘, doch für uns ist jeder Fortschritt der Jugendlichen im Denken
ein Sieg. Zum Beispiel, wenn die jungen Leute beginnen, Fragen zu stellen. ,Ich lebe
in einem Mafia-Umfeld und bin der einzige, der lernt und studiert‘, sagte mir zum
Beispiel neulich ein Junge. Solche Ansätze fördern wir. Wir versuchen, davon zu überzeugen,
dass der Weg der des Lernens ist und der, etwas Neues zu versuchen.“