Ein Kloster auf Kuba
gründen - eine anspruchsvolle Sache. Welche kuriosen Gründe für ein Abnicken durch
die sozialistischen Behörden verantwortlich sein können, darüber und mehr sprach Abtprimas
Notker Wolf mit uns, der Generalobere der Benediktiner, die gerade ein Kloster auf
Kuba gründen. „Wir wurden gerufen, um vor allem auch Landwirtschaft zu betreiben,
aber ein Kloster ist zunächst einmal einen betende Gemeinschaft, die auch lernen muss,
zusammenzuleben, ein Stück echt menschlicher Gemeinschaft innerhalb der Kirche und
ein Abbild der Kirche selber. Das ist für mich auch wirklich bezeichnend, so haben
wir dort zum Beispiel vor ein paar Jahren von Sankt Ottilien aus eine kleine Gründung
gemacht; Kardinal Ortega war sehr dafür, und Fidel Castro hat sie genehmigt, interessanterweise
weil er so gerne Käse mag und als er gehört hat, dass die Benediktiner Landwirtschaft
betreiben, hat er ja gesagt.“
Die Benediktiner, deren Hauptanliegen es
ist, das Leben des Evangeliums unter den Menschen zu verwirklichen, und gleichzeitig
getreu dem berühmten Motto „ora et labora“ der Arbeit verpflichtet sind, sind eine
Gemeinschaft, die sich neben der Pastoralarbeit mit vielerlei handwerklichen und landwirtschaftlichen
Betrieben ihr Auskommen verdient und dabei für die Qualität ihrer Arbeit in der ganzen
Welt bekannt sind.
Was würde aber nun passieren, wenn das kommunistische Regime
dem Drängen des Papstes nachgeben würde, und den Ordensleuten den Auftrag erteilen
würde, Krankenhäuser zu bauen, Religionsunterricht in den Schulen zu geben, eine Fakultät
an der Universität von Havanna und Santiago de Cuba zu öffnen – könnte der Chefbenediktiner
einer solchen Anfrage nachkommen?
„Als so genannter Chefbenediktiner habe
ich gar keine Befugnis über die anderen Klöster, ich selber kann gar keine Leute schicken,
sondern meine Divisionen sind wie damals bei Pius XII., aber ich würde dieses Anliegen
weiterreichen. Die wenigsten Klöster könnten bei uns Krankenhäuser bauen, dazu sind
wir gar nicht fähig, und dazu gibt es aber auch andere Gemeinschaften. Wir haben beispielsweise
Pfarreien dort aufgebaut, wo noch gar keine waren, und dann haben wir uns als Benediktiner
wieder zurückgezogen, weil ja die örtliche Hierarchie in Form der Priester vor Ort
da ist. Dann haben wir als Benediktiner unseren Dienst getan und bleiben in dieser
Ortskirche als Verortung des Evangeliums präsent, um hier wieder unseren eigentlichen
Aufgaben nachzukommen, der Liturgie, der Gemeinschaft, auch natürlich der Gastfreundschaft.
So gibt es unendlich vieles, das die Benediktiner in der Geschichte schon getan haben
und tun, und in Kuba werden wir das tun, was vor Ort notwendig ist.“
Auf
die Frage, ob die Benediktiner im Fall des Falles nicht doch die Gunst der Stunde
nutzen könnten, und auf einen hypothetischen Anruf von Kardinal Ortega eine Mannschaft
von Benediktinern nach Kuba schicken könnten, antwortet der Benediktinerprimas dann
auch folgerichtig:
„Wir haben gar keine 200 Benediktiner, die wir ins Flugzeug
setzen können, und ich würde dem Herrn Kardinal auch sagen: „So schnell schießen die
Benediktiner nicht“. So schnell kann auch nichts wachsen, denn, auch wenn ich mit
Zähnen am Gras ziehe, es wächst nicht schneller!“