Der Aufruf von Papst
Benedikt XVI. zum Bau einer offenen und erneuerten Gesellschaft in Kuba hat am Dienstag
die Schlagzeilen über den Besuch des Kirchenoberhauptes auf der kommunistisch regierten
Karibikinsel bestimmt. Die in Miami erscheinende kubakritische Tageszeitung „El
nuevo Herald“ hob mit Blick auf die in Florida lebenden Exil-Kubaner hervor, der
Papst trage „die legitimen Wünsche alle Kubaner, ganz gleich wo sie leben“, in seinem
Herzen.
Das staatliche Parteiorgan „Granma“ hob die Äußerung des Papstes
hervor, Kuba solle sich anstrengen, „seine Horizonte zu erweitern und zu erneuern“.
Die kubanische Zeitung „Juventud rebelde“ berichtete über den herzlichen Empfang,
den Kuba Benedikt XVI. bereitet habe. Zugleich unterstrich sie den Willen nach Eigenständigkeit
der Insel: Es gebe „nur die Alternative der totalen Unabhängigkeit oder dem absoluten
Verlust derselben“.
Die Medien in Lateinamerika räumten der Berichterstattung
über den dreitätigen Papstbesuch auf Kuba breiten Raum ein. Fast alle führenden Tageszeitungen
des Kontinents weisen ihre Leser mit einem Foto auf der Titelseite auf die Reise hin.
Die kolumbianische Tageszeitung „El Tiempo“ kommentierte, Benedikt XVI. habe
sich mit Kritik an der Castro-Regierung zurückgehalten und stattdessen mit einer Kritik
am Kapitalismus überrascht.
Die mexikanische Zeitung „Excelsior“ hob
den Zeitpunkt der Kuba- Reise hervor: „Papst Benedikt XVI. trifft auf ein Land, dass
sich in einem Prozess der Rekonstruktion befindet“. Die ebenfalls mexikanische Zeitung
„Jornada“ zitierte dagegen Kubas Präsidenten Raul Castro auf der Titelseite:
Kuba habe „das Recht, seinen eigenen Weg zu wählen“.
Verschiedene Medien berichten
von verstärkten Verhaftungswellen und Repressalien gegenüber Oppositionellen, die
mit dem Papstbesuch einhergehen.
Der Kuba-Besuch bestimmt am Tag nach seiner
Abreise auch die mexikanischen Medien. Der Papst habe zum Abschluss seiner Reise die
Mexikaner aufgerufen, „standhaft gegen die Kräfte des Bösen“ zu bleiben, berichtet
die Tageszeitung „El Universal“. Zugleich wertete sie das Eintreten des Papstes
gegen die Gewalt im mexikanischen Drogenkrieg als die zentrale Botschaft des Besuches.
Unterdessen kehrte auf die Titelseite der Lokalzeitung „El Sol de Leon“
der Gastgeberstadt Leon die Berichterstattung über die Gewalt zurück. Der Einsatz
eines Spezialkommandos gegen das Drogenkartell „Los Zetas“ machte aus dem zu
Ende gegangenen Papstbesuch eine Randnotiz. Die Regierung des Bundesstaates Guanajuato
zog unterdessen eine positive Bilanz der viertägigen Visite: „Guanajuato ist in der
Lage, Großveranstaltungen durchzuführen.“