Papst Benedikt XVI. ist am Montag auf Kuba eingetroffen. Dort erwartete ihn neben
dem kubanischen Volk, den Machthabern, Bürgerrechtlern, Bischöfen und den zahlreichen
übrigen Journalisten auch unser Redaktionsleiter Pater Bernd Hagenkord. Der erzählte
uns, dass es gar nicht so einfach auszumachen ist, wie „die Stimmung im Land“ denn
rund um den Papstbesuch sei.
„Natürlich sehen wir die Bilder und sehen
wir, wie tausende Menschen hier feiernd und singend sich versammeln, trotz des Regens
am Montag Abend bei der Messe, aber es ist eben ein Staat, wie er ist. Er ist sozialistisch
und hat seine nicht einfache Vergangenheit im Umgang mit dem Glauben und der Kirche,
auch wenn man sich seit 20 Jahren intensiv um Verbesserung bemüht. Sicher ist, dass
die Kirche hier sehr glücklich ist, dass der Papst gekommen ist. Die Gläubigen, mit
denen ich habe sprechen können, sehen das als Wertschätzung, aber vor allem auch als
Stärkung an.“
Es war immer von einem Pastoralbesuch die Rede, ist es das
tatsächlich?
„Genau das ist es. Kuba ist abgeschnitten vom Rest der Welt,
der Papst hat gezeigt, dass das für die Kirche nicht gilt, und das ist sehr wohl wargenommen
worden. Die Menschen wollen das und sehen das. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass
die Stimmung sehr hoffnungsvoll ist. Wie es der Papst bei seiner Ankunft gesagt hat:
Kuba blickt auf das Morgen. Und die Gläubigen haben gesehen, dass die weltweite Kirche
das mit ihr tut.“
Immer wieder ist der Vergleich gezogen worden zur Visite
von Johannes Paul II. vor 14 Jahren, der als erster Papst überhaupt die Insel besuchte.
Sind die beiden Besuche zu vergleichen?
„Es war ein ganz anderer Besuch.
Natürlich war das zu erwarten, denn die beiden Päpste haben ja völlig andere Weisen
aufzutreten und zu sprechen. Aber trotzdem muss das vielleicht noch einmal gesagt
werden. Johannes Paul war viel länger hier und hat zu viel mehr Menschen gesprochen.
Andererseits kam er auch mit seiner eigenen Vergangenheit in der Konfrontation mit
dem Sozialismus ins Land. Da war Benedikt XVI. freier. Er konnte über den
Glauben sprechen, sein ureigenstes Anliegen.“
Dieses Herzensanliegen Benedikts,
der Glaube, auch in einem Land wie Kuba, das wurde bei der Messe in Santiago wurde
besonders deutlich. Wie wurde die Botschaft aufgenommen?
„Das klang einigen
Journalisten vielleicht zu wenig politisch, aber das war ja auch überhaupt nicht politisch
gemeint. In der Situation, in der der Glaube und die Gesellschaft des Landes sich
hier befinden, ist das genau das, was gebraucht wird. Keine politische Auseinandersetzung,
sondern eine Hinwendung zu den Menschen und ihrem Glauben. Kuba hat Pfarreien, in
denen am vergangenen Wochenende jeweils 20 Erwachsene als Katechumenen in die Kirche
aufgenommen werden. Der Glaube ist ein Thema hier und er ist das Thema des Papstes,
das passte wunderbar zusammen.
Es wird viel gesprochen über mögliche Auswirkungen
der Reise nach Kuba, über die Ansprache des Präsidenten bei der Ankunft, über andere
Begegnungen, etwa mit Dissidenten. Ist das auch in Kuba Thema?
„Nein, kaum.
Bei allem Interesse, das wir an den Medienereignissen haben wie etwa einem Protest
oder Spekulationen über eine Bekehrung Fidel Castros und was wir sonst noch alles
lesen, hier geht es wirklich um die Menschen und ihren Glauben. Der gerät in der Berichterstattung
etwas in den Hintergrund. Die Stabilisierung und die Stärkung und die Sichtbarkeit
des Glaubens und der Kirche, das scheint mir in einem Land wie diesem die eigentliche
Geschichte zu sein. Wenn man mit den Menschen hier spricht, dann sind die sehr froh,
dass sie zumindest in der Kirche aus der Isolierung herauskommen.“