2012-03-27 11:07:46

D/Vatikan: „Neue Regeln bei Papstwahl wären wünschenswert“


Für Änderungen bei der Papstwahl plädiert Pater Eberhard von Gemmingen, der frühere Leiter der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan. Das Konklave sollte so organisiert werden, dass die Kardinäle mehr Zeit hätten, sich gegenseitig kennenzulernen, schreibt der Jesuitenpater in der April-Ausgabe der Zeitschrift „Stimmen der Zeit". Dabei müsse von vornherein eine längere Dauer einkalkuliert werden. So könnte der Druck auf die Versammlung verringert werden, in wenigen Tagen einen neuen Papst wählen zu müssen.

Vorbild könnte der Modus zur Bestimmung des Generaloberen seines Ordens sein, erläutert Gemmingen. Bei den Jesuiten gebe es eine drei bis vier Tage dauernde, so genannte „Murmelphase", bei der die rund 220 Delegierten nach strengen Regeln miteinander sprächen. Informationen über mögliche Kandidaten würden bei denen eingeholt, die diese persönlich kennten. Werbung für oder Warnung vor Kandidaten sei ebenso verboten wie Parteienbildung und Propaganda. Auf diese Weise hätten die Jesuiten stets in einem der ersten Wahlgänge ihren nächsten Generaloberen gefunden, unterstreicht Gemmingen. Das Ganze sei eingebettet in eine Atmosphäre des Gebets und der Betrachtung.

Gemmingen schreibt, es werde immer komplizierter, die Weltkirche zu leiten. Daher komme es nicht so sehr darauf an, ob der Papst ein „Genie" sei wie Johannes Paul II. „und vielleicht auch Benedikt XVI.", sondern ob er teamfähig sei. Der Jesuit regt außerdem an, über eine Aufstockung des derzeitigen Kardinalskollegiums um rund 100 Personen auf 216 Mitglieder nachzudenken. So könnte das traditionelle Übergewicht der Italiener zugunsten katholisch geprägter Schwellenländer wie Brasilien, Nigeria oder den Philippinen ausgeglichen werden.

Nach Gemmingens Rechnung stünden dann den Deutschen etwa fünf Kardinalssitze zu, Polen acht, den USA zwölf und Brasilien 25. Eine Verringerung der Zahl der italienischen Kardinäle sei nicht realistisch. Die von ihm vorgeschlagene Aufstockung dürfe aber "nicht überstürzt durchgeführt werden", schreibt der Ordensmann.
(kna 27.03.2012 gs)








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