2012-03-24 15:40:33

Unser Buchtipp: Aparecida 2007


RealAudioMP3 Papst Benedikt war schon einmal in Lateinamerika – und zwar im Jahr 2007 in Brasilien, wo er unter anderem die Vollversammlung der katholischen Bischöfe Lateinamerikas und der Karibik in Aparecida eröffnete. Vor allem der Papstappell für eine „Kultur des Lebens“ ist dabei der Welt im Gedächtnis geblieben. Im Anschluss an Treffen von Aparecida wurde ein wegweisendes Dokument zur Pastoral in Lateinamerika veröffentlicht. Ein Grundlagentext, der auch die aktuelle Lateinamerikareise des Papstes tiefer verstehen lässt.

Hier eine passende Lektüre, vorgestellt von Pater Bernd Hagenkord:

Es gibt viele Grundlagentexte, die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil von einzelnen Ortskirchen oder Verbünden geschrieben wurden, neben den postsynodalen Schreiben der Päpste zu einzelnen Regionen wie zuletzt zu Afrika gibt es etwa das Papier „Missionarisch Kirche sein“ der deutschen Kirche oder die Ergebnisse des Prozesses „Apostelgeschichte 2010“ in Österreich. Unter diesen Dokumenten haben die Texte der Generalversammlungen der lateinamerikanischen Bischöfe immer herausgeragt, Puebla und Medellin waren zwei auch die übrige Kirche prägende Versammlungen, die unter anderem die Option für die Armen formuliert haben.

Im Mai 2007 haben sich die Bischöfe und viele Berater wieder versammelt, dieses Mal im brasilianischen Aparecida. Benedikt XVI. hatte die zweiwöchige Versammlung eröffnet. Ergebnis des Treffens war ein Dokument von knapp 300 Seiten, das bis heute die Pastoral in Lateinamerika prägt. Es ist aber mehr als das. Es ist ein Dokument der Reflexion und der Grundlagen. Ohne das Rad neu erfinden zu wollen sollte ein Weg für die Kirche für alle verstehbar und nachvollziehbar formuliert werden. Und das ist geglückt.

Was beim Lesen vor allem auffällt, ist die Dynamik, die sich durch den Text zieht. Es ist keine bloße Rhetorik: die Kirche versteht sich als gegründet und gesandt, man fordert die „Dynamik des Samariters“ für das eigene Tun. Jüngerschaft und Mission seien zwei Seiten derselben Medaille, heißt es dort. Man sieht die Kirche in dieser Dynamik des Rufes Jesu, der Folgen haben muss für das eigene Leben. Auffällig ist weiterhin, dass einige Passagen in Gebetssprache verfasst sind. Es bleibt nicht bei der abstrakten Analyse. Der Dank spielt eine wichtige Rolle, aber ebenso die Klage über fehlenden Enthusiasmus, über die eigenen Mängel und Schattenseiten.

Herausgekommen ist etwas, womit Christen nicht nur in Lateinamerika etwas anfangen können. Sehr klarsichtige Analysen über die Zersetzungskräfte der Gesellschaft, aber auch Hoffnung für das eigene Beten und Tun. Perspektiven nicht nur für die Kirche als Ganzes, sondern ganz konkret für die einzelnen Gemeinschaften und Pfarreien, in denen Kirche lebt.

In seiner Eröffnungsansprache hatte Benedikt XVI. von der „Kultur des Lebens“ gesprochen, die auf der Förderung des ganzen Menschen beruhen müsse, was die Priorität des Glaubens genauso umfasst wie das Beseitigen sozialer Ungerechtigkeiten. Das Dokument von Aparecida will genau das umsetzen. Es lohnt sich ein Neu-Lesen, auch, aber nicht nur, anlässlich der Papstreise in diesen Tagen.

Aparecida 2007. Schlussdokument der 5. Generalversammlung des Episkopats von Lateinamerika und der Karibik. Übersetzt und herausgegeben von der Deutschen Bischofskonferenz, Stimmen der Weltkirche Nr. 41. Ein Lesetipp von Pater Bernd Hagenkord

(rv 24.03.2012 ord/pr)







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