2012-03-23 13:54:14

Vatikan/Syrien: Letzte Chance?


RealAudioMP3 Der Vatikan begrüßt den Friedensplan der Vereinten Nationen für Syrien. Nach langem Hin und Her hatte der Sicherheitsrat in dieser Woche mit einer sogenannten Präsidentenerklärung eine einheitliche Position zur Syrien-Krise gefunden; auch die bisherigen Abweichler Russland und China stimmten dem Plan letztlich zu. „Diese Anstrengungen gilt es voll und ganz zu unterstützen, sie müssen Erfolg haben, denn sonst ist die Zukunft sehr, sehr ungewiss.”
So kommentiert der Päpstliche Nuntius in Damaskus die Stellungnahme aus dem Sicherheitsrat im Interview mit Radio Vatikan. Erzbischof Mario Zenari hatte die Internationale Gemeinschaft noch vor wenigen Tagen zu mehr Einheit in der Syrienfrage gemahnt. Sollte die syrische Führung jetzt nicht kooperieren, drohen die Vereinten Nationen mit „weiteren Schritten“. Letzte Chance auf ein Einlenken ohne noch mehr Blutvergießen? Der Nuntius denkt vor allem an die Zivilbevölkerung, die unter dem Konflikt leidet:
„Ich wünsche mir, dass alle Teile einen ,Zuschlag’ guten Willens leisten, damit die Vermittlung des UN-Sondergesandten Kofi Annan gelingt. Angefangen bei der humanitären Frage brauchen wir dies, denn wir erleben hier jeden Tag die Hölle – vor allem im umkämpften Homs. Es ist auch eine besondere Gegend, denn hier gibt es Christen, wenn auch viele von ihnen die Stadt bereits verlassen haben.“
Und das nicht nur wegen der Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Aufständischen, sondern offenbar auch wegen Verfolgungen von seiten aufständischer islamistischer Milizen: In Homs seien regelrechte „ethnische Säuberungen unter den Christen“ in Gang, gab die syrisch-orthodoxe Kirche in diesen Tagen an; die Milizen forderten die Christen auf, die Stadt zu verlassen, und „konfiszierten“ deren Hab und Gut. Jesuiten versuchen in Homs derweil, humanitäre Hilfe zu leisten und zu Dialog und Solidarität beizutragen – ein Drahtseilakt, so Nuntius Zenari:
„Die Jesuiten sowie andere katholische und auch orthodoxe Geistliche sind so etwas wie Engel am Abgrund. Wenn wir telefonieren, höre ich im Hintergrund die Schüsse der Maschinengewehre… Das ist wirklich eine sehr, sehr kritische Situation, die sich auch verschlechtern könnte, was wir nicht hoffen. Das wäre ein Unglück. Wir beten dafür, dass der Friedensplan mit gutem Willen aufgenommen wird.“
Zu einem interreligiösen Gebetstreffen hatte sich der Nuntius in dieser Woche mit Vertretern verschiedener Religionen getroffen. In Damaskus gedachten Christen und Muslime gemeinsam der Opfer des Syrien-Konfliktes und bekundeten ihren Willen, Syrien als Heimstätte aller Religionen zu erhalten. Erst vor wenigen Tagen sind auch in Damaskus Bomben hochgegangen, eine davon in unmittelbarer Nähe der Kirche vom heiligen Cyrill, wo das interreligiöse Gebetstreffen stattfand:
„Dieses Treffen brauchte es nach den letzten Ereignissen. Es gab auch ein Gebet der Religionen, das vom melkitischen Patriarchen Gregorios III. Laham geleitet wurde. Das war eine würdevolle Geste des Friedens und der Versöhnung für die Opfer.“
Nach Angaben des vatikanischen Fides-Dienstes hat Patriarch Gregorius III. Laham bei dieser Gelegenheit erzählt, er habe mit Papst Benedikt XVI. über „Vorschläge zur Beilegung der Gewalt“ gesprochen. Die Rolle der Christen in Syrien sei es, „unter diesen schwierigen Umständen die Einheit Syriens zu erhalten“, welche „Grundlage für eine Stabilität in der arabischen Welt“ sei. Für einen „Prozess der Erneuerung und des Wandels“ müsse auch den Forderungen des Volkes Gehör geschenkt werden, so der Patriarch. Er halte es für möglich, „dass die Syrer sich aus eigener Kraft für Demokratie, Freiheit und Menschenwürde einsetzen können, wenn alle Komponenten der Gesellschaft daran mitwirken“, fuhr der Patriarch fort.
(rv/fides 23.03.2012 pr)








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