Der Vatikan begrüßt
den Friedensplan der Vereinten Nationen für Syrien. Nach langem Hin und Her hatte
der Sicherheitsrat in dieser Woche mit einer sogenannten Präsidentenerklärung eine
einheitliche Position zur Syrien-Krise gefunden; auch die bisherigen Abweichler Russland
und China stimmten dem Plan letztlich zu. „Diese Anstrengungen gilt es voll und
ganz zu unterstützen, sie müssen Erfolg haben, denn sonst ist die Zukunft sehr, sehr
ungewiss.” So kommentiert der Päpstliche Nuntius in Damaskus die Stellungnahme
aus dem Sicherheitsrat im Interview mit Radio Vatikan. Erzbischof Mario Zenari hatte
die Internationale Gemeinschaft noch vor wenigen Tagen zu mehr Einheit in der Syrienfrage
gemahnt. Sollte die syrische Führung jetzt nicht kooperieren, drohen die Vereinten
Nationen mit „weiteren Schritten“. Letzte Chance auf ein Einlenken ohne noch mehr
Blutvergießen? Der Nuntius denkt vor allem an die Zivilbevölkerung, die unter dem
Konflikt leidet: „Ich wünsche mir, dass alle Teile einen ,Zuschlag’ guten Willens
leisten, damit die Vermittlung des UN-Sondergesandten Kofi Annan gelingt. Angefangen
bei der humanitären Frage brauchen wir dies, denn wir erleben hier jeden Tag die Hölle
– vor allem im umkämpften Homs. Es ist auch eine besondere Gegend, denn hier gibt
es Christen, wenn auch viele von ihnen die Stadt bereits verlassen haben.“ Und
das nicht nur wegen der Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Aufständischen, sondern
offenbar auch wegen Verfolgungen von seiten aufständischer islamistischer Milizen:
In Homs seien regelrechte „ethnische Säuberungen unter den Christen“ in Gang, gab
die syrisch-orthodoxe Kirche in diesen Tagen an; die Milizen forderten die Christen
auf, die Stadt zu verlassen, und „konfiszierten“ deren Hab und Gut. Jesuiten versuchen
in Homs derweil, humanitäre Hilfe zu leisten und zu Dialog und Solidarität beizutragen
– ein Drahtseilakt, so Nuntius Zenari: „Die Jesuiten sowie andere katholische
und auch orthodoxe Geistliche sind so etwas wie Engel am Abgrund. Wenn wir telefonieren,
höre ich im Hintergrund die Schüsse der Maschinengewehre… Das ist wirklich eine sehr,
sehr kritische Situation, die sich auch verschlechtern könnte, was wir nicht hoffen.
Das wäre ein Unglück. Wir beten dafür, dass der Friedensplan mit gutem Willen aufgenommen
wird.“ Zu einem interreligiösen Gebetstreffen hatte sich der Nuntius in dieser
Woche mit Vertretern verschiedener Religionen getroffen. In Damaskus gedachten Christen
und Muslime gemeinsam der Opfer des Syrien-Konfliktes und bekundeten ihren Willen,
Syrien als Heimstätte aller Religionen zu erhalten. Erst vor wenigen Tagen sind auch
in Damaskus Bomben hochgegangen, eine davon in unmittelbarer Nähe der Kirche vom heiligen
Cyrill, wo das interreligiöse Gebetstreffen stattfand: „Dieses Treffen brauchte
es nach den letzten Ereignissen. Es gab auch ein Gebet der Religionen, das vom melkitischen
Patriarchen Gregorios III. Laham geleitet wurde. Das war eine würdevolle Geste des
Friedens und der Versöhnung für die Opfer.“ Nach Angaben des vatikanischen
Fides-Dienstes hat Patriarch Gregorius III. Laham bei dieser Gelegenheit erzählt,
er habe mit Papst Benedikt XVI. über „Vorschläge zur Beilegung der Gewalt“ gesprochen.
Die Rolle der Christen in Syrien sei es, „unter diesen schwierigen Umständen die Einheit
Syriens zu erhalten“, welche „Grundlage für eine Stabilität in der arabischen Welt“
sei. Für einen „Prozess der Erneuerung und des Wandels“ müsse auch den Forderungen
des Volkes Gehör geschenkt werden, so der Patriarch. Er halte es für möglich, „dass
die Syrer sich aus eigener Kraft für Demokratie, Freiheit und Menschenwürde einsetzen
können, wenn alle Komponenten der Gesellschaft daran mitwirken“, fuhr der Patriarch
fort. (rv/fides 23.03.2012 pr)