Bisher war es in Großbritannien
vor allem die katholische Kirche in Schottland, die sich gegen eine weitere rechtliche
Aufwertung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften wehrt. Jetzt stellt sich auch
der Erzbischof von Westminster, Vincent Nichols, hinter die Kampagne: Katholiken sollten
gegen die so genannte „gay marriage“ kämpfen, und sie sollten ihre Stimme auch in
den Anhörungsprozess einbringen, den die Regierung von David Cameron jetzt zu dem
Thema gestartet hat.
2005 hatte die britische Regierung Partnern gleichen Geschlechts
bereits das Eingehen einer Zivilpartnerschaft vor dem Standesbeamten möglich gemacht.
Rechtlich sind diese Verbindungen schon der Ehe gleichgestellt. Jetzt lässt die konservativ-liberale
Koalitionsregierung zwölf Wochen lang prüfen, ob es für gleichgeschlechtliche Partner
in England und Wales auch eine richtiggehende Ehe geben darf. Cameron will die rechtliche
Definition von Ehe so ändern, dass sie auch auf gleichgeschlechtliche Partner passt.
Aus Kirchensicht wird damit eine weitere rote Linie überschritten. „Die Wurzel dessen,
was Ehe ist, liegt in unserer Natur“, so der katholische Erzbischof in London Nichols:
„Als Mann und Frau sind wir geschaffen, und in unsere Natur ist ein Muster des
Einander -Ergänzens und der Fruchtbarkeit eingeschrieben. Dieses Muster bekräften
nicht nur die Christen, sondern auch viele andere religiöse Traditionen!“
Weder
die Kirche noch der Staat hätten das Recht oder die Macht, „das grundlegende Verständnis
von dem, was Ehe ist, zu verändern“, so Erzbischof Nichols in einem Hirtenbrief und
einer gleichlautenden Videobotschaft im Internet. „Das ist auch nicht einfach eine
Frage, die die öffentliche Meinung entscheiden könnte.“ Ehen seien „die Garanten der
nächsten Generation“, sie bildeten den „Grundstein unserer Gesellschaft“, sie sorgten
für Stabilität. Natürlich sei ein Eheleben „nicht immer einfach“, aber für Christen
seien „die tägliche Anstrengung im Eheleben, die vielen Arten, in denen Familienleben
uns in Frage stellt und neu ausrichtet, eine Teilhabe an der Mission Christi“.
„Die
Regierung will die Ehedefinition ändern und führt Gründe der Gleichheit und der Anti-Diskriminierung
an. Aber unser jetziges Recht stellt keine Diskriminierung dar, wenn es einen Mann
und eine Frau für eine gültige Ehe voraussetzt. Es anerkennt ganz einfach und beschützt
die spezifische Natur der Ehe! Die legale Definition von Ehe zu ändern, wäre ein zutiefst
radikaler Schritt. Seine Konsequenzen sollten schon jetzt ernstgenommen werden. Recht
orientiert und formt soziale und kulturelle Werte; eine Änderung im Recht würde langsam,
aber unvermeidlich das Eheverständnis in der Gesellschaft ändern. Ehe wäre dann nur
noch ein Bund von zwei Personen. Es gäbe keine Anerkennung für das Sich-Ergänzen von
Mann und Frau und keinen Hinweis auf das Ziel der Ehe, nämlich Fruchtbarkeit und Erziehung
von Kindern. Um der heutigen und künftigen Ehepaare willen müssen wir alles tun, damit
der wirkliche Sinn der Ehe nicht für künftige Generationen verloren geht!“ (rv
16.03.2012 sk)