Nigeria: Für ein Ende der Gewalt mit Muslimen zusammenarbeiten
Angesichts der jüngsten
Gewaltausbrüche in Nigeria hat der Erzbischof von Jos die Regierung erneut zum Handeln
aufgerufen. Im Interview mit Radio Vatikan appellierte Bischof Ignatius Kaigama an
die Regierung, endlich eine Lösung für die Situation zu finden. In Nigeria ist es
in den letzten Tagen wieder zu schweren Anschlägen mit mehreren Todesopfern gekommen.
Am Montag starben drei Christen in einem Dorf in der Nähe von Jos; in Jos selbst kamen
am Sonntag durch eine Autobombe auf eine christliche Kirche mindestens zehn Personen
ums Leben, darunter Wachpersonal, das die Kirche schützen sollte. Auf das Attentat
vom Montag folgte eine Vergeltungsaktion gegen die muslimische Gemeinde, die für das
Attentat verantwortlich gemacht wurde. Lokale Quellen berichten, dass es insgesamt
21 Todesopfer gegeben habe. Alles deutet darauf hin, dass es sich bei den Aktionen
um Attentate der islamistischen Sekte Boko Haram handelt. Radio Vatikan bat Bischof
Kaigama um seine Einschätzung der Lage: „Die Situation ist immer noch schlimm;
in Jos gab es viele Tote und Verletzte. Nach nur zwei Wochen hat die gleiche Gruppe
wieder eine Kirche angegriffen. Wir dachten, das Schlimmste wäre vorbei, stattdessen
sind wir in der gleichen Situation von Trauer und Schmerz. Kinder und Erwachsene sind
nervös und frustriert, da sich das gleiche Ereignis noch einmal abgespielt hat. Wir
hängen von der Regierung ab, die Regierung muss etwas unternehmen und muss eine Lösung
finden, um diese Lage endgültig zu beenden!“ Auf die Frage, ob diese neuen
Attentate die Spannungen zwischen Christen und Muslimen weiter anheizen könnten, antwortet
der Bischof: „Zwischen Christen und Muslimen gibt es immer Spannungen. Dennoch
ist das Phänomen „Boko Haram“ etwas Neues, denn diese Personen denken nicht auf rationale
Art und Weise, sie greifen wie Tiere an, um zu töten. Sie haben keine menschlichen
Werte. Dies ist eine Art von Fanatismus, der uns alle angeht, christliche und muslimische
Führer gemeinsam. Ich bin überzeugt davon, dass es Muslime gibt, die damit nichts
zu tun haben. Ich sage immer wieder, dass wir sprechen müssen, wir müssen zu den Wurzeln
dieser Gewalt vordringen, und wir müssen weiterhin den Dialog suchen und die Liebe
und Versöhnung predigen.“ Sicher ist wohl, dass die Regierung eine wichtige
Rolle bei der Gewaltprävention spielen sollte. Bischof Kaigama erzählt uns von dem
Treffen, dass er direkt im Anschluss an die Anschläge mit Vertretern der Regierung
hatte: „Gestern Abend sind die Führung des Bundesstaates Plateau, der Polizeichef
sowie andere wichtige Vertreter der Regierung zu mir gekommen. Wir haben lange darüber
gesprochen, wie wir diese Situation angehen können. Es ist ihre Aufgabe, eine Lösung
zu finden, denn sie haben die Mittel und Wege, eine Lösung durchzusetzen. Sie haben
den Sicherheitsapparat, die Resourcen. Ich bin sicher, dass die Regierung und die
Büros, die für die Sicherheit zuständig sind, zusammen eine Lösung finden werden,
wenn sie zusammenarbeiten.“ (rv 14.03.2012 cs)