Papst und Anglikanerprimas feiern ökumenischen Gottesdienst
Papst Benedikt XVI.
und der Primas der Anglikaner, Erzbischof Rowan Williams, haben am Samstagabend in
Rom gemeinsam einen ökumenischen Vespergottesdienst gefeiert. In seiner Predigt rief
der Papst Katholiken und Anglikaner zum Gebet für die Einheit beider Kirchen auf.
Wer
sich für Gott entscheide, müsse demütig und geduldig den ökumenischen und den interreligiösen
Dialog führen, hob Benedikt XVI. in der Kirche „San Gregorio Magno“ hervor. Nach dem
gemeinsamen Abendgebet entzündeten der Papst und Williams am Altar des Hl. Gregors
eine Kerze.
„Das Zeichen, das wir gemeinsam vor dem Altar entzünden, an
dem Gregor selber das eucharistische Opfer gefeiert hat, möge nicht nur eine Erinnerung
an unsere brüderliche Begegnung sein, sondern auch ein Anreiz für alle Gläubigen,
Katholiken wie Anglikaner, damit sie bei ihrem Besuch der glorreichen Gräber der Apostel
und Märtyrer in Rom ihren Einsatz erneuern, beständig für die Einheit zu beten und
sich für sie einzusetzen, um gemäß jenem Gebet zu leben - „ut unum sint“, auf dass
sie eins seien -, das Jesus an seinen Vater gerichtet hat.“
Williams bekräftigte
in seiner Predigt die gemeinsame „Vision“ einer vollständigen sakramentalen Gemeinschaft
beider Kirchen. Gegenwärtig sei diese Vision jedoch nur unvollständig verwirklicht.
Ursache hierfür sei ein Mangel an Hoffnung und Geduld, so der Erzbischof von Canterbury.
„Wir erkennen nur in unvollkommener und unsicherer Weise den Einen Leib
im Leben der jeweils anderen Gemeinschaft; doch sind wir letztlich ohne eine solche
Anerkennung nicht wirklich frei, um die verwandelnde Kraft des Evangeliums in Kirche
und Welt weiterzugeben.“
Anlass für das Abendgebet waren die Feiern zum
1.000-jährigen Bestehen des Ordens der Kamaldulenser, dessen Kloster auf dem Hügel
Celio in unmittelbarer Nachbarschaft der Kirche Papst Gregors des Grossen steht. Die
Kamaldulenser seien stets von einem „tiefen ökumenischen Geist“ geprägt gewesen, sagte
Benedikt XVI. weiter. Insbesondere seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965)
seien die Kontakte zwischen den Kamaldulensern in Rom und der anglikanischen Gemeinschaft
vertieft worden.
(kipa 11.03.2012 mc)
Mission Englands startete
597 vom Hügel Celio aus
Es handelte sich um die dritte Feier eines Papstes
mit dem Oberhaupt Anglikaner an diesem Ort nach 1989 und 1996. Die Kirche Papst Gregors
des Grossen ist in besonderer Weise mit der anglikanischen Gemeinschaft verbunden.
Vom damaligen Benediktinerkloster auf dem Hügel Celio nahm im 6. Jahrhundert die Mission
Englands ihren Anfang. Papst Gregor der Grosse (590-604) schickte im Jahr 597 den
Prior des Klosters, Augustinus von Canterbury, mit 40 Missionaren nach England. Dort
wurde der Mönch zum ersten Erzbischof von Canterbury.
Die Kamaldulenser leben
nach der Regel des heiligen Benedikt, verbinden jedoch klösterliches und eremitisches
Leben. Ordensgründer ist der heilige Romuald, der im norditalienischen Camaldoli in
der Nähe von Arezzo um 1012 eine Einsiedelei gründete. Der Orden übernahmen das einstige
Benediktinerkloster auf dem römischen Hügel Celio im 16. Jahrhundert. Dieses war um
580 von Gregor dem Grossen in der Villa seiner Eltern eingerichtet worden.