Papst bekräftigt katholische Lehre von Ehe und Familie
Das letzte Mal ging
es um das Thema Religionsfreiheit, das in den USA derzeit ein Streitthema ist; diesmal
sprach der Papst bei einem Treffen mit US-Bischöfen über das nicht minder heikle Thema
Ehe und Familie. Im Vatikan empfing Benedikt XVI. an diesem Freitag US-Bischöfe zu
ihrem turnusgemäßen ad-limina-Besuch; seine Äußerungen werden im US-Wahlkampf nicht
ungehört bleiben.
„Es ist doch immer offensichtlicher, dass eine Aufweichung
der Unauflöslichkeit der Ehe und das weitverbreitete Zurückweisen einer verantwortlichen,
reifen Sexualethik zu schwerwiegenden Problemen für die Gesellschaft geführt haben
– Problemen, die auch immense menschliche und wirtschaftliche Kosten mit sich bringen.
Wie Johannes Paul II. bemerkt hat, verläuft die Zukunft der Menschheit nun einmal
über die Familie. Man muss in diesem Zusammenhang die starken politischen und kulturellen
Strömungen nennen, die versuchen, die legale Definition von Ehe zu ändern. Die Kirche
widersteht diesem Druck und verteidigt die Ehe als eine natürliche Einrichtung, die
aus zwei Personen unterschiedlichen Geschlechts besteht und offen für die Weitergabe
des Lebens ist. Sexuelle Unterschiede können nicht als irrelevant für die Definition
von Ehe abgetan werden.“
Viele Bischöfe klagten ihm ihr Leid, wie schwierig
die katholische Ehe- und Familienlehre heute doch zu vermitteln sei, so der Papst.
Und es stimme schon, dass es der Kirche „manchmal nicht gelungen“ sei, „das reiche
Erbe katholischer Auffassungen über die Ehe gut darzustellen“. Vielleicht könne man
sich bei künftigen Bemühungen stärker auf den Weltkatechismus und das Kompendium kirchlicher
Soziallehre stützen, regte er an.
„Auf der praktischen Ebene müssen die
Programme zur Vorbereitung von Paaren auf die Ehe sorgfältig überprüft werden, damit
die soziale und kirchliche Verantwortung christlicher Ehepartner noch deutlicher wird.
In diesem Zusammenhang können wir nicht über das ernste seelsorgliche Problem hinweggehen,
das die weitverbreitete Praxis des Zusammenlebens darstellt. Oft sind sich diese Paare
noch nicht einmal im klaren, dass ihr Tun sündhaft ist, vom Schaden für die Stabilität
der Gesellschaft einmal zu schweigen. Ich ermuntere euch, klare pastorale und liturgische
Norm für eine würdige Eheschließung zu entwickeln, die unzweideutig Zeugnis geben
von den objektiven Anforderungen christlicher Moral – und die gleichzeitig Sensibilität
und Anteilnahme an jungen Paaren zeigen.“
Es sei richtig, auf alle zuzugehen,
die geschieden oder getrennt seien, die früh Mutter geworden seien oder Kinder allein
aufzögen. Benedikt XVI. sprach von einer „großen pastoralen Anstrengung“. Dazu gehöre
aber auch „eine Wiederentdeckung der Tugend der Keuschheit durch die ganze christliche
Gemeinschaft“. Wenn Keuschheit überzeugend gelebt werde und Sexualität als „Quelle
wahrer Freiheit und wahren Glücks“ dargestellt werde, sei „der Reichtum dieser Vision
attraktiver als die alles erlaubenden Ideologien“, die oft „eine mächtige und destruktive
Anti-Katechese für junge Leute“ bedeuteten.
„Junge Leute sollten die kirchliche
Lehre in ihrer Ganzheit kennenlernen, so herausfordernd und gegen den Strom diese
Lehre auch sein mag. Vor allem sollten sie sie aber durch gläubige Ehepaare überzeugend
vorgelebt bekommen. Sie brauchen außerdem Unterstützung, wenn sie in einem schwierigen
und konfusen Moment ihres Lebens kluge Entscheidungen treffen sollen. Keuschheit ist
eine Lehre in Selbstbeherrschung, die gleichzeitig ein Training in menschlicher Freiheit
bedeutet. In einer Gesellschaft, die die wesentliche Dimension christlicher Lehre
immer mehr missversteht oder ins Lächerliche zieht, müssen junge Leute ermutigt werden,
dass wir nichts verlieren, wenn wir Christus in unser Leben einlassen.“
Auch
wenn die US-Kirche durch die Missbrauchsskandale der letzten Jahre „schwer geprüft“
sei, hoffe er doch, so Papst Benedikt, „dass sie weitermacht in ihrer historischen
Mission, junge Leute zu erziehen“. (rv 09.02.2012 sk)