Schweizer Bischöfe: Sexualkundeunterricht Sache der Eltern
Beim Sexualkundeunterricht
an öffentlichen Schulen sollen besorgte Eltern in der Schweiz die Möglichkeit haben,
ihre Bedenken auszusprechen. Dafür plädieren die Schweizer Bischöfe. In einem Dokument
der Bischofskonferenz anerkennen sie den schulischen Sexualkundeunterricht als von
den Kantonen verantwortete „Dienstleistung“ an. Das Dokument wurde am Mittwoch zum
Abschluss der Vollversammlung der Bischofskonferenz vorgestellt. Im Gespräch mit Radio
Vatikan sagt der Präsident der Bischofskonferenz, Bischof Norbert Brunner, dass die
Eltern die letzte Verantwortung bei der Erziehung der Sexualkunde tragen. Deshalb
sollten die Eltern auch die Möglichkeit haben, ihre Kinder von dem Fach dispensieren
zu lassen, falls sie bedenken haben.
„Aber wir haben auch darauf hingewiesen,
dass die Eltern ihre Verantwortung für die Gesamtheit der Erziehung nur dann wahrnehmen
können, wenn nicht einfach die Kinder von der Schule entfernt werden und die Schüler
alleine gelassen werden. Wir rufen die Eltern dagegen auf, dass sie ihre Verantwortung
für alle Schüler wahrnehmen sollten, also auch für jene, die nicht ihre Kinder sind.
Eine Dispens an sich ist von uns aus gesehen nicht eine Lösung, vielmehr sollte man
mit den Lehrern zum Thema ins Gespräch kommen.“
Es beunruhige aber die
Bischöfe auch, dass jegliche Familienmodelle als gleichwertig mit dem christlichen
Familienbild dargestellt werden. Im Dezember hatte der Churer Bischof Vitus Huonder
den Sexualkundeunterricht in der Schweiz kritisiert und gefordert, dass Eltern ihr
Kind für dieses Fach dispensieren lassen können. Bischof Huonder stand in den letzten
Tagen des Weiteren wegen seines diesjährigen Fasten-Hirtenbriefs in den Schlagzeilen.
Er thematisierte u.a. den Umgang mit geschiedenen Wiederverheirateten. Dazu Bischof
Brunner:
„Dieser Hirtenbrief war bei unserer Versammlung kein Thema, weil
wir der Meinung sind, dass Hirtenbriefe – solange sie nicht von der gesamten Bischofskonferenz
verfasst sind – Sache des entsprechenden Diözesanbischofs sind. Jeder Bischof kann
in seiner Verantwortung und entsprechend der Situation seines Bistums Themen aufgreifen,
die ihm wichtig erscheinen. Deshalb hat die Bischofskonferenz keine Stellung genommen.“
Das
Christentum habe dazu beigetragen, die Schweizer Kultur zu formen, schreiben die Bischöfe.
Dazu gehöre „ein ganzheitliches Verständnis von Liebe“, in dem die Sexualität ihren
Platz habe. Das Hauptproblem beim Sexualkundeunterricht sei vor allem der Zeitpunkt.
In einigen Kantonen soll schon im Kindergarten mit diesem Unterricht begonnen werden.
Bischof Brunner fügt noch weitere Argumente an:
„Es geht um die allgemeinen
Grundsätze der Kirche und zwar, was die christliche Anthropologie betrifft und was
die Kirche über Ehe und Familie sagt. Sexualkundeunterricht, aber auch der Ethikunterricht,
dürfen auf jeden Fall nicht dazu benutzt werden, der Lehre der katholischen Kirche
zu widersprechen und einfach andere Modelle zu vermitteln.“
Bischof Huonder
hatte in einem Interview mit der „NZZ am Sonntag“ gesagt, dass der Sexualkundeunterricht
nur dann in der Schule stattfinden dürfe, wenn er dem religiösen Glauben der Eltern
als Erziehungsberechtigten „nicht fundamental“ widerspreche.
Brief vom
Abt Bei der Vollversammlung der Schweizer Bischöfe war auch der Abt von
Einsiedeln ein Thema. Der Benediktiner Martin Werlen war am 13. Januar verunfallt.
Er befindet sich noch in der Rehabilitation, ist aber mittlerweile wieder in das Kloster
Einsiedeln zurückgekehrt. Am 15. März wird er bei einer Pressekonferenz sprechen,
kündigte der Abt via Twitter an. Werlen ist ebenfalls Mitglied der Schweizer Bischofskonferenz
und hat einen Brief an seine Mitbrüder geschrieben, die diese Woche in Delsberg getagt
hatten. Bischof Brunner:
„Wir haben mit Freude erfahren, dass er Fortschritte
macht und dass er eben zurück ins Kloster gekehrt ist. Die Bischöfe haben ihm einen
Gruß und besten Wünsche gesandt. Auch möchte ich noch hinzufügen, dass die Versammlung
in einer schönen Atmosphäre stattgefunden hat. Wir hatten zum zweiten Mal den neuen
Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg, Charles Morerod, in unserer Mitte.“