2012-03-04 12:02:57

Russland: „Ein angekündigter Sieg“ – Wo steht die orthodoxe Kirche?


RealAudioMP3 „Ein angekündigter Sieg“: So nennt die Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ die Präsidentenwahlen in Russland von diesem Sonntag. Der Leitartikel betont, dass an einem Sieg Vladimir Putins nicht zu zweifeln sei. Die Proteste gegen Putin hätten „die Popularität des früheren KGB-Agenten nicht untergraben, aber doch die Zivilgesellschaft und Aktivisten zum genauen Hinsehen bei dieser Wahl ermutigt“. Das Vatikanblatt betont, dass Putin sich in jüngster Zeit speziell um gute Beziehungen zur EU gekümmert habe.


Insgesamt sind 110 Millionen Russen zur Wahl eines neuen Präsidenten aufgerufen. Der 59-jährige Putin stand schon von 2000 bis 2008 an der Spitze des Staates. Weil die Verfassung mehr als zwei Amtszeiten in Folge verbietet, durfte Putin vor vier Jahren nicht wieder antreten. Er machte damals Dmitri Medwedew Platz, der nun Ministerpräsident werden soll.


„Die orthodoxe Kirche Russlands sieht in Putin und in dem, was Putin vertritt, eine gute Ausgangsposition für sich selber.“ Das sagt der deutsche Ökumene-Experte Thomas Bremer im Interview mit uns an diesem Sonntag. Der Kirche gehe es vor allem „um eine Stabilisierung ihrer Position“, z.B. was den orthodoxen Religionsunterricht an Schulen betrifft, und sie stehe auch Putins außenpolitischen Vorstellungen von einem starken Russland im internationalen Gefüge nahe. Außerdem schätze sie Putins „Positionierung als orthodoxer Christ“. Der in Münster lehrende Bremer ist einer der eminentesten Kenner der russisch-orthoxen Kirche.


„Patriarch Kyrill hat sich, zumindest indirekt, doch sehr deutlich für Putin ausgesprochen. Das hängt auch damit zusammen, dass die anderen Kandidaten keine reelle Chance haben. Man muss allerdings auch sehen, dass in Russland derzeit eine Zivilgesellschaft entsteht: Das wird zwar an diesen Wahlen nicht viel ändern, aber es bedeutet doch für die Kirche ein gewisses Problem, weil doch eine Reihe von Gläubigen gegen Putin sind. Die Kirche hat deswegen nicht sofort eindeutig zu den Demonstrationen der jüngsten Zeit Stellung bezogen, weil auch eigene Gläubige daran teilgenommen haben.“

(rv 04.03.2012 sk)








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