2012-03-04 12:56:12

D: Gegen die „Kümmerer“


Rechtsextremismus verleugnet und verletzt die wesentlichen Grundsätze, die das Christentum ausmachen. Das hob der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands, Präses Nikolaus Schneider, am Samstag in Aachen bei einer Tagung in der Katholischen Akademie hervor. Diese Grundsätze des Christentums seien gemäß der Bibel die Gleichheit aller Menschen als Geschöpfe Gottes, ihre Gottebenbildlichkeit, die Verpflichtung gegenüber Bedürftigen, die bleibende Erwählung des Volkes Israel sowie die grundsätzliche Überschreitung von ethnischen, sozialen und geschlechtsspezifischen Grenzen. Ein biblisch-theologisch fundierter Glaube rufe Christen und Kirchen in Widerspruch und Widerstand gegen alle Formen von Rechtsextremismus, zu denen auch der so genannte neue Rechtsextremismus zähle. Dessen Kennzeichen sei, dass er häufig unter dem Deckmantel der Fürsorge auftrete: „Besonders im Osten Deutschlands sind die Rechtsextremen auch oft ‚Kümmerer’, das heißt, sie helfen Menschen in Not“, so Schneider. Es sei beunruhigend, dass sich dieser neue Rechtsextremismus in den vergangenen Jahren bis hinein in die Mitte der Gesellschaft ausgebreitet habe. Einem NPD-Verbot gegenüber zeigte sich Schneider dennoch skeptisch, da der Ausgang eines solchen Verfahrens fraglich sei und eine gescheiterte Klage ungewollt als Legitimation der Gegenseite missbraucht werden könnte. Schneider wörtlich: „Vorrangig sollten wir um diejenigen Menschen ringen und ihre Herzen und Köpfe zu gewinnen suchen, die rechtsextremistische Parteien wählen.“
Leider mache Rechtsextremismus auch vor Kirchgemeinden nicht halt, so Schneider. Zwar sei parteipolitisches Engagement kirchlicher Amtsträger grundsätzlich erlaubt. Allerdings setze das Mäßigungsgebot der politischen Betätigung dort eine Schranke, wo die Glaubwürdigkeit kirchlichen Handelns beeinträchtigt werde, betonte der Ratsvorsitzende. Das gelte für ehrenamtliche kirchliche Mitarbeiter ebenso wie für hauptamtliche. Bereits die Mitgliedschaft in einer rechtsextremistischen Partei sei geeignet, die Glaubwürdigkeit zu beeinträchtigen, weil das Parteiprogramm und das politische Handeln der Partei im Widerspruch zu Grundaussagen der Bibel stünden. „Das heißt ganz klar: Die Kirchen müssen in ihren eigenen Reihen weder bei haupt-, noch bei ehrenamtlichen Mitarbeitenden dulden, dass diese gleichzeitig in einer rechtsextremistischen Partei aktiv sind. Ja, sie dürfen es nicht dulden!“
(idea 04.03.2012 sk)








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