Unser Buchtipp: Den österlichen Mehrwert im Blick

Kranemann, Benedikt und Widl, Maria (Hsg): Den österlichen Mehrwert im Blick. Theologische Beiträge zu einer Kirche im Umbruch.

Es klingt etwas nach Wirtschaftsberater-Deutsch, wenn ein Band zur Krisenbewältigung der Kirche vom „österlichen Mehrwert“ spricht. Und tatsächlich: Es soll um die Kirche im Umbruch und – um im Sprachbild zu bleiben – um die Ressourcen zur Bewältigung dieses Umbruches gehen. Aber nicht im Wirtschaftsberater-Deutsch, im Gegenteil.
Die Überlegungen des Sammelbandes beginnen mit einem Vortrag, den der Erfurter Bischof Joachim Wanke 2010 in Berlin gehalten hat. Bischof Wanke ging es um Glaubwürdigkeit und Profil. Ausgehend davon werden in dem Band einzelne Gedanken weiterentwickelt; die Autoren sind alle Mitglieder der katholisch-theologischen Fakultät Erfurt.
So befasst sich Norbert Baumgart mit einem Jesaja-Text und der Reflexion von Geschichte von Gott her; hier zeige sich, wie das Gottesvolk neu seine Mitwelt in den Blick nehmen könne. René Roux fragt nach der Kirchlichkeit von Macht, endet aber nicht bei Forderungen, wer alles daran wie zu beteiligen sei, sondern stellt sie unter den Vorbehalt des Evangeliums. Andere Beiträge behandeln das Verhältnis von Theologen und Bischöfen, die Bedeutung der Laien, das Amt in der Krise oder die interkonfessionellen Ehen.
Ein anspruchsvolles Buch für eine anspruchsvolle Herausforderung. Wie ein roter Faden zieht sich durch die Beiträge, dass sie Impulse geben wollen, keine letztgültigen Antworten formulieren. Sie sind im besten Sinn des Wortes intelligente Beiträge für die Debatte, wie denn in Zukunft Kirche und Glaube zu gestalten sei. Das Buch dient nicht dem Streit und der Profilierung bestimmter Positionen, was es zu einem angenehmen Buch macht. Es bleibt immer an der Praxis und der konkreten Gestalt orientiert. Und es verfällt nicht der Versuchung, den Gegenstand der Untersuchung, die Kirche, zu wichtig zu nehmen: „Der Auftrag der Kirche ist es, Gott zum Vorschein zu bringen, nicht sich selbst“.

Das Buch ist im Echter Verlag Würzburg erschienen und kostet 16,- €.

(rv 03.03.2012 ord)