Wegen der anhaltenden
Gewalt des syrischen Regimes gegen die eigene Bevölkerung hat Deutschland eine Sondersitzung
des UN-Sicherheitsrates gefordert. Thema müsse die humanitäre Lage in dem arabischen
Land sein, sagte der deutsche UN-Botschafter Peter Wittig am Freitag nach Angaben
westlicher Diplomaten in einer geschlossenen Sitzung des Weltsicherheitsrates in New
York. Unter den europäischen Staaten hat Italien ganz besonders Interesse an funktionierenden
Demokratien im Mittelmeerraum – und deshalb eine große Verantwortung im Konzert der
EU. Das sagte der neue italienische Minister für Integration, Andrea Riccardi, nun
bei einem Kongress über den Arabischen Frühling, den die von ihm gegründete katholische
Basisgemeinde Sant' Egidio in Rom organisiert hat.
„Die internationale
Gemeinschaft darf Syrien nicht abschreiben. Die Arabische Liga hat Verantwortung,
die EU hat Verantwortung, die UNO hat Verantwortung. Wir müssen klar sagen, dass Gewalt
keine Methode ist. Aber ich bin auch beeindruckt, wenn ich das sagen darf, von der
Kraft der syrischen Bevölkerung, die trotz der vielen Toten und der Unterdrückung
ihre Proteste weiterführt.“
In der isolierten Stadt Homs gehen indessen
nach Angaben der Opposition die Attacken gegen die Zivilbevölkerung weiter. Kirchliche
Hilfswerke sehen bereits die Gefahr eines massiven Flüchtlingsstroms aus Syrien. Andere
Umbruch-Staaten der arabischen Welt seien in einer erfreulicheren Lage, betonte Riccardi,
der selbst Historiker ist und gute Kontakte nach Tunesien pflegt:
„Ich
habe mit dem Präsidenten der tunesischen Verfassungsgebenden Versammlung gesprochen,
über das Bürgerrecht für alle und die Tatsache, dass Tunesien kein religiöser Staat
sein wird. Der Präsident, der ein Laie ist und im politischen Spektrum links steht,
hat mir beides zugesichert. Es ist wahr, wir haben nicht die Möglichkeit, die einzelnen
politischen Bewegungen zu durchleuchten. Man hat damals ja auch bei den kommunistischen
Partein gesagt, dass sie vielleicht eine geheime Agenda verfolgten. Aber wir sehen
auf die internationalen Beziehungen. Und derzeit sind die Beziehungen mit der tunesischen
Regierung, die eine starke islamistische Komponente hat, gut. Mir schien, dass es
in Tunesien Respekt für die Demokratie gibt. Die Geschichte wird uns zeigen, was die
Wahrheit ist. Sehnsucht nach Diktatoren haben wir jedenfalls nicht.“