Serbien: EU-Beitritt wird „langer Reifungsprozess“
Im EU-Votum für eine Beitrittskandidatur Serbiens sieht der katholische Erzbischof
von Belgrad, Stanislav Hocevar, eine große Chance und „ein gutes Zeichen für die Zukunft“.
„Wir sind kein armes Land. Die Ressourcen sind da, an Natur, an Kultur und auch an
guten Köpfen.“ Das sagte Hocevar im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur
in Belgrad. Diese Ressourcen müssten aber viel besser entwickelt werden, „und dafür
bietet die EU viel bessere Voraussetzungen“. Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten
Serbien am Donnerstagabend den Status eines EU-Beitrittskandidaten zuerkannt. Zuvor
hatte Rumänien als letztes Mitgliedsland seinen Widerstand aufgegeben. Rumänien und
Serbien einigten sich auf ein Abkommen über den Schutz von Minderheiten in Serbien.
Hocevar sagte dazu, man müsse sich auf einen langen, „hoffentlich intensiven Reifungsprozess“
einstellen. Dafür brauche es einen kontinuierlichen Dialog, „klare Kriterien und Kontrolle“.
Den Kirchen schrieb Hocevar eine sehr wichtige Rolle im gesellschaftlichen Reifungsprozess
des Landes zu; sie seien ein „Kernbestandteil der serbischen Gesellschaft“. Derzeit
sei noch nicht erkennbar, dass die europäische Politik offen mit der serbisch-orthodoxen
Kirche über zentrale Fragen diskutiere. „Die Serben können nicht verstehen, wenn die
Kirche nicht daran beteiligt ist“, so der katholische Erzbischof. Andererseits sei
die orthodoxe Kirche auch „verantwortlich für eine klare Vision von Europa“.