Die neue Syrien-Kontaktgruppe
hat bei ihrem ersten Treffen in Tunis das Ende der Gewalt in Syrien und eine Verschärfung
der Sanktionen gefordert. Als Beobachter nahm an der Konferenz am Freitag von Vatikanseite
aus Erzbischof Michael Louis Fitzgerald teil. Er ist Vatikanbotschafter in Ägypten
und Vertreter des Heiligen Stuhls bei der Arabischen Liga. Fitzgerald bringe bei der
Konferenz die Position des Papstes ein, hatte Vatikansprecher Federico Lombardi am
Tag der Konferenz erklärt. Benedikt XVI. hatte in einem öffentlichen Aufruf am 12.
Februar ein Ende des Blutvergießens und eine Friedenslösung durch Dialog und Versöhnung
verlangt.
Katholische Kirchenvertreter in Syrien sehen die Vorgänge in ihrem
Land mit gemischten Gefühlen. Sie fürchten vor allem eine Verschlechterung der Lage
für die christliche Minderheit in Syrien, sollte das Al-Assad-Regime fallen. Ignatius
Ephrem Joseph Younan III., Patriarch von Antiochien und Oberhaupt der syrischen Katholiken,
war in diesen Tagen im Vatikan zu Besuch. Der Umsturzwillen des Volkes gehe noch lange
nicht mit dessen Demokratiefähigkeit einher, gibt er im Interview mit Radio Vatikan
zu bedenken:
„Zivile Rechte, das bedeutet Religions- und Gewissensfreiheit,
andere zu respektieren und allen Bürgern die gleichen Rechte zu gewähren, unabhängig
davon, ob sie zu einer Minderheit oder zur Mehrheit gehören. Es ist ein Irrtum (…)
zu glauben, dass sich automatisch Demokratie einstellt, wenn die Mehrheit an die Macht
kommt. Wir glauben, dass Demokratie allem voran die Grundrechte respektieren muss,
sie entsteht nicht einfach, wenn die Mehrheit eines Volkes nach seinen Überzeugungen
handelt.“
Patriarch Younan fürchtet, dass sich die vertrackte Lage in Syrien
in einen Bürgerkrieg auswächst, der dem Chaos im Irak gleicht.
„Davor haben
wir wirklich Angst. Und wir versuchen das vor allem den westlichen Mächten klarzumachen:
Demokratie kommt nicht von heute auf morgen zustande. Sie braucht Zeit. Und die beste
Weise, ihr auf die Sprünge zu helfen, ist, allen Gruppen dabei zu helfen, sich zusammenzusetzen
und einen Weg zusammen mit den internationalen Partnern zu finden oder mit den Nationen
der arabischen Liga.“
Dass das keine leichte Lösung wird, darüber ist sich
der Patriarch durchaus im Klaren. Das zeigte sich schon auf der ersten Sitzung der
Syrien-Kontaktgruppe am Freitag in Tunis. Den oppositionellen Syrischen Nationalrat
(SNC) bezeichnete die Kontaktgruppe als „legitimen Vertreter der Syrer, die nach friedlichem
demokratischen Wandel streben“. Allerdings erkannte sie den SNC aber nicht als alleinige
Vertretung der Opposition an, auch lehnte die Kontaktgruppe eine Bewaffnung der Opposition
ab. Die syrische Opposition zeigte sich deshalb enttäuscht.