2012-02-25 14:07:05

Syrien: Angst vor zweitem Irak


RealAudioMP3 Die neue Syrien-Kontaktgruppe hat bei ihrem ersten Treffen in Tunis das Ende der Gewalt in Syrien und eine Verschärfung der Sanktionen gefordert. Als Beobachter nahm an der Konferenz am Freitag von Vatikanseite aus Erzbischof Michael Louis Fitzgerald teil. Er ist Vatikanbotschafter in Ägypten und Vertreter des Heiligen Stuhls bei der Arabischen Liga. Fitzgerald bringe bei der Konferenz die Position des Papstes ein, hatte Vatikansprecher Federico Lombardi am Tag der Konferenz erklärt. Benedikt XVI. hatte in einem öffentlichen Aufruf am 12. Februar ein Ende des Blutvergießens und eine Friedenslösung durch Dialog und Versöhnung verlangt.

Katholische Kirchenvertreter in Syrien sehen die Vorgänge in ihrem Land mit gemischten Gefühlen. Sie fürchten vor allem eine Verschlechterung der Lage für die christliche Minderheit in Syrien, sollte das Al-Assad-Regime fallen. Ignatius Ephrem Joseph Younan III., Patriarch von Antiochien und Oberhaupt der syrischen Katholiken, war in diesen Tagen im Vatikan zu Besuch. Der Umsturzwillen des Volkes gehe noch lange nicht mit dessen Demokratiefähigkeit einher, gibt er im Interview mit Radio Vatikan zu bedenken:

„Zivile Rechte, das bedeutet Religions- und Gewissensfreiheit, andere zu respektieren und allen Bürgern die gleichen Rechte zu gewähren, unabhängig davon, ob sie zu einer Minderheit oder zur Mehrheit gehören. Es ist ein Irrtum (…) zu glauben, dass sich automatisch Demokratie einstellt, wenn die Mehrheit an die Macht kommt. Wir glauben, dass Demokratie allem voran die Grundrechte respektieren muss, sie entsteht nicht einfach, wenn die Mehrheit eines Volkes nach seinen Überzeugungen handelt.“

Patriarch Younan fürchtet, dass sich die vertrackte Lage in Syrien in einen Bürgerkrieg auswächst, der dem Chaos im Irak gleicht.

„Davor haben wir wirklich Angst. Und wir versuchen das vor allem den westlichen Mächten klarzumachen: Demokratie kommt nicht von heute auf morgen zustande. Sie braucht Zeit. Und die beste Weise, ihr auf die Sprünge zu helfen, ist, allen Gruppen dabei zu helfen, sich zusammenzusetzen und einen Weg zusammen mit den internationalen Partnern zu finden oder mit den Nationen der arabischen Liga.“

Dass das keine leichte Lösung wird, darüber ist sich der Patriarch durchaus im Klaren. Das zeigte sich schon auf der ersten Sitzung der Syrien-Kontaktgruppe am Freitag in Tunis. Den oppositionellen Syrischen Nationalrat (SNC) bezeichnete die Kontaktgruppe als „legitimen Vertreter der Syrer, die nach friedlichem demokratischen Wandel streben“. Allerdings erkannte sie den SNC aber nicht als alleinige Vertretung der Opposition an, auch lehnte die Kontaktgruppe eine Bewaffnung der Opposition ab. Die syrische Opposition zeigte sich deshalb enttäuscht.

(rv/agenturen 25.02.2012 pr)








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