Im Irak geht der Exodus
der Christen weiter – und „nur der Herr gibt uns Hoffnung“. Das sagt im Gespräch mit
uns der Weihbischof von Bagdad, Shlemon Warduni. In der irakischen Hauptstadt und
in anderen Metropolen sind vor zwei Tagen bei einer Serie von Attentaten mindestens
70 Menschen gestorben und 400 verletzt worden. Das Terrornetzwerk El Kaida hat sich
zu den Attacken bekannt. Warum bekommt die irakische Politik die Gewalt und den Terror
nicht in den Griff? Weihbischof Warduni:
„Sicher, der Hauptverantwortliche
ist die Regierung. Wir haben keine starke Regierung, sie ist fast abwesend, so wie
auch die Gesetze fast abwesend sind. Würden sich die Politiker miteinander abstimmen,
könnten die Dinge erheblich besser laufen. Offen gesagt, wir können uns selber kaum
erklären, weder von außen noch von innen, warum der Irak es nicht schafft, seine Zukunft
selbst in die Hand zu nehmen.“
Mutmaßlich, fährt Warduni fort, sind zu
viele Eigeninteressen im Spiel.
„Die Interessen der Partei, die Interessen
der Ethnie, die Interessen nicht der Religion, sondern eher des Bekenntnisses: denn
es wäre einfacher, diese Schwierigkeiten zu überwinden, gäbe es nur ein wenig Gottesfurcht,
ein wenig Liebe für Gott und den Nächsten.“
Zwei Konferenzen in nächster
Zukunft sollen die Geschicke des Irak in günstigere Bahnen lenken: eine Versöhnungskonferenz
und ein Gipfel der Arabischen Liga Ende März in Bagdad.
„Zunächst hoffen
wir, dass diese Treffen wirklich stattfinden. Wir müssen optimistisch sein, aber dieser
Optimismus sollte sich auch auf etwas stützen können. Deshalb beten wir dafür, dass
der Herr die Geister erleuchte und die Personen von ihren Eigeninteressen fernhält.“