Die Generalaudienz
an diesem Mittwoch stand im Zeichen der Zahl 40: Der Papst sprach bei seiner Katechese
nämlich über die beginnende Fastenzeit. Vor rund 7.500 Pilgern und Besuchern in der
„Aula Paolo VI“ erläuterte der Papst, dass die „Quadragesima“ ursprünglich eine Vorbereitungszeit
für die Taufbewerber gewesen sei, die schrittweise auf ihre Taufe an Ostern und auf
das volle Christsein hingeführt worden seien.
„Dann wurde es immer mehr
zu einer Zeit der Büßer, die sich in dieser Zeit wieder reinigen ließen, um zur vollen
Kommunionsgemeinschaft mit der Kirche zurückzukommen. Und endlich ist es eine Zeit
der inneren Erneuerung für alle Getauften geworden. Wir alle brauchen immer wieder
dieses Neuwerden unseres Christseins.“
Die 40 Tage erinnerten mit der Zahl
„40“ an einen in der Bibel häufig anzutreffenden Symbolismus, „an verschiedene Episoden
intensiver Gotteserfahrung in der Geschichte Israels sowie an die Versuchung Jesu
in der Wüste“.
„Wir können diese Phasen „Wüstenzeiten“ nennen, die durch
eine gewisse Ambivalenz gekennzeichnet sind: einerseits durch eine besondere Nähe
zu Gott, andererseits auch eine Gefährdung und Versuchung. Auch Jesus hat diese Ambivalenz
auf sich genommen. Er geht in die Wüste, um ganz beim Vater zu sein, um im Alleinsein
mit dem Vater sich innerlich vorzubereiten auf den großen Auftrag, den er in der Welt
zu erfüllen hat. Aber zugleich ist es die Zeit in der der Versucher auf ihn zugeht,
ihm ein alternatives messianisches Programm vorlegt und ihm sagt, was ist das mit
dem Kreuz und all diese Sachen? Das ist doch nicht gut! Du musst als großer König
auftreten, als Mann, der Macht hat und Geld und Wohlstand gibt.“
Der Verführer
wollte Jesus in der Wüste vorspiegeln, dass Macht und Größe der richtige Messianismus
seien und dass die Menschen darauf warteten.
„In dieser Alternative zwischen
zwei Messianismen und zwei Weisen, das Menschsein zu verstehen, Gott zu sehen oder
nicht zu sehen, wird Er hineingestellt und muss für die Geschichte und vor der ganzen
Geschichte für uns alle entscheiden zwischen dem einen und dem anderen. Wir alle stehen
immer wieder in diesem Dilemma, dass es zwei Weisen des Menschseins gibt.“
Zwar
sehnen sich alle Menschen „irgendwo nach dem Heiligen, nach der Nähe Gottes“, fügte
der Papst an, doch drängt sich den Gläubigen auch das Nähere, das Angenehmere, das
Bequemere, das Greifbare auf, eine Weltlichkeit, die im Hier und Jetzt schon ihre
Erfüllung finden will.
„Liebe Freunde, die Fastenzeit oder österliche Bußzeit
– wie wir sagen – will uns dazu helfen, unsere Freundschaft mit Gott tiefer zu leben,
nicht aus eigener Leistung und nicht allein, sondern im Hören, im Voneinander und
Füreinander eines gemeinsamen Weges des Glaubens und Betens, indem wir auch die Alternative
begreifen lernen und lernen, dass das scheinbar Glanzlose das Wahre und das Gute ist.
Gott kommt durch Menschen zu den Menschen. Er will, dass Er durch uns zu anderen kommt,
so wie Er durch andere zu uns kommt. Öffnen wir uns diesem Zuspruch, dieser Erwartung
Gottes und hoffen wir, dass Er uns die Begegnungen schenkt, denen wir bedürfen.“
(rv
22.02.2012 mg) Hier lesen Sie die deutsche Zusammenfassung der Katechese im
Wortlaut
Liebe Brüder und Schwestern!
Mit dem heutigen Aschermittwoch,
den wir katholische Christen als Fast- und Abstinenztag begehen, treten wir in die
40tägige Fastenzeit ein: Ursprünglich war es eine Vorbereitungszeit für die Taufbewerber,
die an Ostern getauft wurden und schrittweise auf die Taufe und das volle Christsein
hingeführt worden sind. Dann wurde es immer mehr zu einer Zeit der Büßer, die in dieser
Zeit wieder sich reinigen ließen, um zur vollen Kommunionsgemeinschaft mit der Kirche
zurückzukommen. Und endlich ist es eine Zeit der inneren Erneuerung für alle Getauften
geworden. Wir alle brauchen immer wieder dieses Neuwerden unseres Christseins. Die
40 Tage mit der Zahl 40 erinnern in der Bibel den weitverstreuten Symbolismus der
40, an verschiedene Episoden intensiver Gotteserfahrung in der Geschichte Israels
und an die Versuchung Jesu in der Wüste in 40 Tagen, in die er sich zurückgezogen
hatte. Wir können diese Phasen „Wüstenzeiten“ nennen, die durch eine gewisse Ambivalenz
gekennzeichnet sind: einerseits durch eine besondere Nähe zu Gott, andererseits auch
eine Gefährdung und Versuchung. Auch Jesus hat diese Ambivalenz auf sich genommen.
Er geht in die Wüste, um ganz beim Vater zu sein, um im Alleinsein mit dem Vater sich
innerlich vorzubereiten auf den großen Auftrag, den er in der Welt zu erfüllen hat.
Aber zugleich ist es die Zeit in der der Versucher auf ihm zugeht und ihm ein alternatives
messianisches Programm vorlegt und ihm sagt, was ist es das mit dem Kreuz und all
diesen Sachen? Das ist doch nicht gut. Du musst als großer König auftreten als Mann,
der Macht hat und Geld und Wohlstand gibt. Das sei der richtige Messianismus. Darauf
würden die Menschen warten. In dieser Alternative zwischen zwei Messianismen und zwei
Weisen, das Menschsein zu verstehen, Gott zu sehen oder nicht zu sehen, wird Er hineingestellt
und muss für die Geschichte und vor der ganzen Geschichte für uns alle entscheiden
zwischen dem einen und dem anderen. Wir alle stehen immer wieder in diesem Dilemma,
dass es zwei Weisen des Menschseins gibt. Gewiss sehnen uns irgendwo alle nach dem
Heiligen, nach der Nähe Gottes und doch drängt sich uns das Nähere, das Angenehme,
das Bequemere und Greifbarere auf, eine Weltlichkeit, die im Hier und Jetzt schon
ihre Erfüllung finden will. Liebe Freunde, die Fastenzeit oder österliche Bußzeit
– wie wir sagen – will uns dazu helfen, unsere Freundschaft mit Gott tiefer zu leben,
nicht aus eigener Leistung und nicht allein, sondern im Hören, im Voneinander und
Füreinander eines gemeinsamen Weges des Glaubens und Betens, indem wir auch die Alternative
begreifen lernen und lernen, dass das scheinbar Glanzlose, das Wahre und das Gute
ist. Gott kommt durch Menschen zu den Menschen. Er will, dass Er durch uns zu anderen
kommt, so wie Er durch andere zu uns kommt. Öffnen wir uns diesem Zuspruch, dieser
Erwartung Gottes und hoffen wir, dass Er uns die Begegnungen schenkt, denen wir bedürfen.
Herzlich
grüße ich alle Pilger und Besucher deutscher Sprache, heute besonders die große Schar
Südtiroler Ministranten in Begleitung von Bischof Ivo Muser. Ich freue mich, dass
ihr da seid! Herzlich willkommen! Und wir freuen uns natürlich alle, dass Bischof
Muser heute am Tag der Kathedra Petri seinen 50. Geburtstag begeht. Herzlichen Glückwunsch.
Wir alle wollen diese Fastenzeit als Gelegenheit sehen, dem Herrn entgegen zu gehen.
Das können wir besonders im Gebet und in der Hinwendung von uns weg auf den Nächsten
hin. Gott schenke euch schöne und gesegnete Tage in Rom.