D: Für Gauck wird es im Westen einfacher als im Osten
Der evangelische Pfarrer
und Bürgerrechtler Joachim Gauck wird als Bundespräsident die „Menschen mitnehmen
und sich auf ihre Situation einstellen“. Das meint der Rostocker Pastor Arvid Schnauer
im Münchner Kirchenradio. Dabei werde es für Gauck in den neuen Bundesländern schwieriger
werden als im Westen Deutschlands. Im Osten gelte er bei Anhängern des früheren „DDR-Systems“
immer noch als „Stasi-Gauck“. In den alten Ländern habe er hingegen einen großen Sympathisantenkreis.
Seine Herkunft aus der Bürgerbewegung werde dazu beitragen, dass viele im Westen diese
Zeit anders werten als bisher, so der langjährige Weggefährte von Gauck. Auch
als künftiger Bundespräsident habe Gauck wohl nicht vor, das Land christlich zu prägen.
Ihm gehe es vielmehr um die Werte Demokratie und Freiheit: „Das sind seine Themen,
mit denen er immer punkten wird“, so Schnauer. Auf anderen Gebieten müsse er sicher
noch dazulernen. Persönlich wünsche er Gauck, dass er mit seiner „Menschen erwärmenden“
Art viele Leute für diesen Staat, „den er ja sehr liebt und wo er die Demokratie so
unendlich schätzt“, gewinnen kann. Schnauer und Gauck lernten sich Anfang der
60er Jahre beim Theologiestudium in Rostock kennen. Sie organisierten zu DDR-Zeiten
Kirchentage für die mecklenburgische Landeskirche und waren gemeinsam in der kirchlichen
Jugendarbeit in Rostock aktiv. Ab den 70er Jahren lagen ihre Pfarreien in unmittelbarer
Nachbarschaft. Zusammen standen sie im Wendeherbst 1989 für die Bürgerrechtsbewegung
in Rostock an vorderster Front.