Kanada: „Neue Heilige verbindet Indianer und Nordamerikaner“
Sie ist die erste
nordamerikanische Ureinwohnerin, die heiliggesprochen wird: Kateri Tekakwitha. Ihre
Erhebung zur Ehre der Altäre wird am 21. Oktober stattfinden, gab Papst Benedikt beim
Konsistorium am Samstag bekannt. Die selige Kateri lebte in der zweiten Hälfte des
17. Jahrhunderts (1656-1680) zwischen dem heutigen Kanada und den USA. Ihre sterblichen
Überreste liegen in Kahnawake bei Montreal. Der zuständige Bischof in Quebec ist Lionel
Gendron. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt er, was das Besondere an der künftigen
Heiligen ist.
„Sie kam in dem Land auf die Welt, das heute als USA bekannt
ist. Ihre Mutter war eine Christin, die in Kanada in Ausbildung war. Doch während
eines Krieges wurde die Mutter vom Irokesen-Stamm entführt und als Sklavin nach Süden
– eben in die heutigen USA – verschleppt. Ein Häuptling der Irokesen heiratete sie.
Dann kam Kateri auf die Welt. Da ihre Eltern aber früh starben, lebte Kateri bei Pflegeeltern.
Sie fühlte sich immer mit den Ureinwohnern Nordamerikas verbunden und entwickelte
eine tiefe Spiritualität.“
Als junges Mädchen kam sie mit dem Christentum
in Berührung und war fasziniert vom christlichen Glauben. Mit 20 Jahren wurde sie
getauft. Kateri entschied sich somit gegen den Willen ihrer Verwandten für das Christentum
und ein Leben der Jungfräulichkeit um des Himmelreiches willen; mehrmals lehnte sie
eine Verheiratung ab.
„Doch da sie bei einem Stamm lebte, der das Christentum
ablehnte, wurde sie verstoßen. Sie ging nach Kanada, wirkte einige Jahre als Missionarin
und wurde bekannt als fromme Frau, die sich sehr dem Gebet verschrieb. Leider musste
sie auch oft schlimmste Demütigungen erdulden. Und sie blieb immer eine Außenseiterin:
Für die Kolonialbevölkerung war sie bloß eine unbedeutende Ureinwohnerin, und für
die Ureinwohner war sie eine Verräterin, weil sie Christin wurde, also quasi der Religion
der Besatzer angehörte.“
Mit 24, nur drei Jahre nach ihrer Taufe, starb
Kateri Tekakwitha. Papst Johannes Paul II. sprach sie 1980 selig.
„Für
die heutigen Nachfahren von Kateri bedeutet die Heiligsprechung sehr viel. Sie freuen
sich, dass Kateri eine Heilige wird. Damit wird ja auch ihr Volk weltweit bekannter.
Wir hoffen auch, dass der kleine Wallfahrtsort, den es bisher gibt, bekannter wird.“
Bei
der Heiligsprechung erwartet der Bischof von Quebec vor allem viele Nachfahren der
nordamerikanischen Ureinwohner.
„Doch Kateri wird nicht nur eine Heilige
für die amerikanischen Ureinwohner sondern für alle Nordamerikaner sein. Das ist ja
das Schöne an unserem Glauben, wir sind alle ein Volk oder ein Stamm, wenn Sie so
wollen. Die neue Heilige wird also alle hier verbinden. Auch wir erleben hier immer
mehr Menschen, die sich von der Kirche entfernen. Vielleicht kann die Heiligsprechung
von Kateri auch dagegen wirken.“