Empfang für die Kardinäle: Glaube, Gesellschaft und ein Glas Sekt
Zu den Feierlichkeiten
rund um das Konsistorium gehörte auch ein Empfang in der deutschen Botschaft beim
Heiligen Stuhl, Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung von Kirche und Staat. Und
auch wenn die gehaltenen Reden dem Anlass gemäß nicht programmatisch waren, so ließen
es sich die Sprecher doch nicht nehmen, die Rolle des Glaubens und der Kirche in Staat
und Gesellschaft anzusprechen.
Berlins regierender Bürgermeister Klaus Wowereit
erinnerte daran, dass das Erzbistum Berlin vor zwanzig Jahren noch seinen Sitz im
Ostteil der Stadt, hinter der Mauer hatte:
„Wir sind dankbar, dass die
Kirche auch immer ein Ort war, wo Menschen jenseits des diktatorischen Systems Frieden
schließen konnten, wo sie Schutz gefunden haben. Ohne diese Schutzräume wäre die friedliche
Revolution in der DDR durch die Bürgerinnen und Bürger nicht möglich gewesen.“
Es
bliebe gerade in Berlin aber nicht bei historischen Daten, auch heute bilde diese
Stadt eine eigene Herausforderung:
„Kardinal Woelki wird in den letzten
Monaten schon gemerkt haben: Ganz so schlimm ist es nicht im heidnischen Berlin. Sondern
diese Stadt ist geprägt durch Vielfalt und durch unterschiedliche Religionen, aber
durch Menschen, die ihren Glauben haben, die ihren Glauben auch praktizieren und leben
(..). Deshalb freue ich mich, dass Sie in Ihrer kurzen Amtszeit schon deutliche Signale
ausgesendet haben.“
Das Thema wurde auch von den beiden gefeierten Kardinälen
Woelki und Becker aufgegriffen. Becker sprach es in seinem Lob des Verhältnisses von
Staat und Kirche explizit an:
„Davor liegt aber ein anderes Problem: Das
Verhältnis von Glaube und ziviler Gesellschaft. Die beiden Beziehungspunkte sind nicht
identisch. Ich bin froh, dass ein solcher Empfang uns darauf hinweist, dass wenn so
gut zwischen Staat und Kirche verhandelt werden kann, dann kann man langsam auch das
andere angehen, das davor liegt und was für mich viel wichtiger ist, eben das Verhältnis
von Glaube und ziviler Gesellschaft.“
Nachdenkliche Töne, die aber auch
dem Empfang in der deutschen Botschaft gut anstanden. Das Zusammen von Nachdenken,
diskutieren und feiern ist schließlich durchaus eine katholische Tugend.