Benedikt XVI.: „Wir fallen auch in Not und Leid nie aus Gottes Hand“
Jesu Gebet am Kreuz
und aus dem Leiden heraus schenkt Zuversicht und die Kraft der Vergebung. Das war
das Thema der Generalaudienz von diesem Mittwoch mit dem Papst. Benedikt XVI. wandte
sich noch einmal dem betenden Jesus in seinen letzten Stunden zu und betrachtete in
seiner Katechese die letzten drei Worte am Kreuz.
„Das erste davon ist
die Vergebungsbitte des Herrn für seine Henker: ,Vater, vergib ihnen, denn sie wissen
nicht was sie tun‘ (23,34). Jesus selbst vollzieht, was er lehrt: ,Liebt eure Feinde;
… betet für die, die euch misshandeln‘ (Lk 6,27.28). (…) Jesus vergibt nicht nur seinen
Henkern, sondern tritt für sie beim Vater ein.“
Das zweite
Wort gehe einen Schritt weiter, so der Papst. In der Zusage an den Mitgekreuzigten:
„Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein“ gibt er Hoffnung. Gottes Erbarmen könne
uns auch im letzten Augenblick erreichen, die Bitte um seine Güte werde nicht umsonst
getan.
„Das letzte Wort ist ein Ruf äußerster und völliger Hingabe des
sterbenden Jesus an Gott: ,Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist‘ (23,46). Mit
diesem Gebet, in dem Jesus einen Vers aus Psalm 31 aufgreift, bekräftigt er seinen
Willen, zunächst den Händen der Menschen ausgeliefert zu werden, aber dann letztlich
doch in den Händen Gottes zu sein und sich in die guten Hände Gottes zu übergeben.
Der Herr weiß, dass er letztlich als Sohn in den Händen des Vaters steht, aber er
versichert damit auch uns, dass wir zuletzt in den Händen des Vaters sind. Darauf
dürfen wir uns verlassen, danach Ausschau halten, gleichsam auf diesen Händen zu leben,
die uns tragen und uns die Gewissheit geben, nicht ins Nichts abzustürzen.“
(rv 15.02.2012 ord)
Liebe Brüder und Schwestern!
Bei
der vorigen Audienz habe ich begonnen, über das Gebet Jesu am Kreuz zu sprechen. Heute
möchte ich mit Ihnen die drei Worte betrachten, die der Evangelist Lukas vom Gekreuzigten
überliefert hat. Das erste davon ist die Vergebungsbitte des Herrn für seine Henker:
„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun“ (23,34). Jesus selbst vollzieht,
was er lehrt: „Liebt eure Feinde; … betet für die, die euch misshandeln“ (Lk
6,27.28). Später sehen wir am Erzmärtyrer Stephanus, wie er diese Haltung des Herrn
nachahmt, wenn er gleich ihm für seine Mörder betet. Jesus vergibt nicht nur seinen
Henkern, sondern tritt für sie beim Vater ein. Zum Grund seiner Fürbitte macht er
ihr Nichtwissen, das den Weg zur Bekehrung offen lässt – dies bleibt ein Trost für
alle Zeiten und für alle Menschen. Das zweite Wort Jesu am Kreuz nach Lukas geht einen
Schritt weiter. Jesus antwortet jetzt auf die Bitte des Mitgekreuzigten: Er war ein
sogenannter Räuber, wahrscheinlich ein Widerstandskämpfer, der nun den Herrn bittet,
seiner zu gedenken, wenn er in sein Reich kommt und der Herr antwortet darauf: „Heute
noch wirst du mit mir im Paradies sein“ (23,43). Jesus weiß, dass er direkt in die
Gemeinschaft mit dem Vater eingehen wird, dass er den Menschen wieder ins Paradies,
ins Mitsein mit Gott hineinführt. Er gibt dem Glaubenden Hoffnung. Gottes Erbarmen
kann uns auch im letzten Augenblick erreichen; die Bitte um seine Güte wird nicht
umsonst gestellt: Er ist der barmherzige Vater, der uns mit offenen Armen erwartet.
Der Herr sagte, ich ziehe dich gleichsam mit hinauf, wir kommen heute im Paradies
an. Das letzte Wort ist ein Ruf äußerster und völliger Hingabe des sterbenden Jesus
an Gott: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist“ (23,46). Mit diesem Gebet,
in dem Jesus einen Vers aus Psalm 31 aufgreift, bekräftigt er seinen Willen, zunächst
den Händen der Menschen ausgeliefert zu werden, aber dann letztlich doch in den Händen
Gottes zu sein und sich in die guten Hände Gottes zu übergeben. Der Herr weiß, dass
er letztlich als Sohn in den Händen des Vaters steht, aber er versichert damit auch
uns, dass wir zuletzt in den Händen des Vaters sind. Darauf dürfen wir uns verlassen,
darauf Ausschau halten, gleichsam auf diesen Händen zu leben, die uns tragen und uns
die Gewissheit geben, nicht ins Nichts abzustürzen. * * * * * Gerne grüße ich alle
Gäste deutscher Sprache, insbesondere die Studierenden des Kirchenrechts der Universitäten
München und Augsburg sowie den TSV 1860 München. Ich freue mich über Ihrer Anwesenheit.
Das Beten Jesu am Kreuz lädt uns ein, den anderen zu verzeihen und auch für die zu
beten, die uns unrecht tun. Zugleich schenkt es uns Vertrauen und Zuversicht: Wir
dürfen gewiss sein, dass wir in Not und Leid nicht aus Gottes Händen heraus fallen,
sondern in diesen guten Händen geborgen bleiben. Gott segne euch alle.