2012-02-13 11:28:05

Griechenland-Krise: Junge Griechen haben „Riesenangst“


RealAudioMP3 Depressivität und fehlenden Zukunftsglauben – das diagnostiziert der griechische Schriftsteller Petros Markaris bei seinen Landsleuten. Vor allem die jüngeren Menschen hätten durch die Krise eine Riesenangst vor der Zukunft, während die ältere Generation Armut in ihren Kindertagen meist noch am eigenen Leib erfahren habe. Das meinte Markaris, einer der europaweit meistgelesenen Krimi-Autoren, im Gespräch mit dem Münchner Kirchenradio. Er sieht in der Geschichte des modernen griechischen Staats einen Teil der Ursachen für die heutige Misere. So konnten die Großgrundbesitzer ihre Privilegien aus dem osmanischen Reich hinüberretten in den griechischen Nationalstaat. Im 20. Jahrhundert sei vor allem der Bürgerkrieg direkt nach Ende des Zweiten Weltkriegs ein großes Unglück für Griechenlands Entwicklung gewesen.

Das griechische Parlament hat in der Nacht auf Montag ein weiteres Sparpaket gebilligt. Es sieht Massenentlassungen im öffentlichen Dienst sowie erhebliche Kürzungen beim Mindestlohn und einigen Renten vor. Die Verabschiedung ist Voraussetzung dafür, dass die EU-Finanzminister am Mittwoch ein weiteres Hilfspaket in Höhe von 130 Milliarden Euro Athen bewilligen.

Der orthodoxe Erzbischof von Athen und ganz Griechenland, Ieronymos, hatte die griechische Regierung aufgerufen, „Erpressung durch das Ausland und tödliche Rezepte“ zurückzuweisen. In einem beispiellosen Brief an Premierminister Lucas Papademos schrieb Ieronymos zu Monatsbeginn, dem Land würden „immer härtere, schmerzhaftere und auch ungerechte Maßnahmen“ abverlangt. Das Land müsse „eine Maximaldosis an Medizin schlucken, die tödlich ist für unsere Wirtschaft“. Das „unlogische Phänomen“ habe mittlerweile „Alptraum-Ausmasse angenommen“. Ausdrücklich warnte der Erzbischof vor den Kürzungen am Mindestlohn – also der Entscheidung, die das Parlament in der Nacht auf Montag dann getroffen hat: „Dadurch riskiert das Land den Kollaps.“ Überhaupt könne doch das Ausland nicht die griechischen Finanzen überwachen oder kontrollieren: „Griechenland darf da nicht auf seine Souveränität verzichten.“ Nach Einschätzung der griechischen Zeitung „Kathimerini“ hat es bisher noch nie eine vergleichbare politische Intervention des orthodoxen Erzbischofs von Athen gegeben.

(kirchenradio/OR ital. 13.02.2012 sk)








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