Andy Warhol war eine „tiefe, wiewohl stets verborgen gehaltene Frömmigkeit“ zu eigen,
sein Schaffen war geprägt von seiner „Verwurzelung in der byzantinisch-katholischen
Kirche“. Darauf macht die deutsche Jesuitenzeitschrift „Stimmen der Zeit“ in ihrer
jüngsten Ausgabe zum 25. Todestag des berühmten Pop-Art-Künstlers aufmerksam. Warhols
Porträts berühmter Stars griffen die Ikonographie der Ostkirche auf, sein Stilmittel
der Wiederholung erinnere an die orthodoxe Liturgie, heißt es im Artikel „Moderne
Ikonen“ der Kunsthistorikerin Ruth Langenberg. Andy Warhol, geboren am 6. August 1928
im ruthenischen Viertel von Pittsburgh (USA) als Andrew Warhola, stammte aus einer
strenggläubigen Einwandererfamilie. Die Warholas kamen aus dem Nordosten der heutigen
Slowakei, erinnert Langenbach. Die Teilnahme am religiösen Leben der Gemeinde von
St. John Chrysostom - zur lateinischen Kirche gehörig und zugleich dem byzantinisch-slawischen
Ritus verpflichtet - sei in Andy Warhols Jugend selbstverständlich gewesen. Dieser
Einfluss sei auch nach der Übersiedlung nach New York nicht abgerissen.
Die
Pop Art, der sich Warhol zuwandte und zu deren bekanntestem Vertreter er wurde, gilt
zwar als „die profane Kunst schlechthin“, so Langenberg. Doch wenn Warhol z. B. das
Gesicht von Marilyn Monroe in vielfacher Wiederholung darstellt, dann erscheint das
Wiederholte auch als quasi „verehrungswürdiges“ Objekt. „Das Prinzip der Wiederholung,
das charakteristisch für die Pop Art Warhols ist, ist in mehrfacher Hinsicht wesentlich
für die Ikonenmalerei“, erklärt Langenberg in ihrem Beitrag. „Eine Ikone wiederholt
stets ein Urbild mit möglichst geringer Abweichung.“ Im Bild „Gold Marilyn Monroe“
von 1962 würden gar die profane Bedeutung der „Ikone“ mit der sakralen zusammenfallen.
Das Porträt des Filmstars prange wie ein orthodoxes Heiligenbild im Rahmen einer Ikonostase
in der Mitte einer großen, vergoldeten Tafel: „Marilyn erscheint quasi als Maria.“
Andy
Warhol starb am 22. Februar 1987 an den Folgen einer Gallenblasenoperation und wurde
in seiner Geburtsstadt Pittsburgh auf dem byzantinisch-katholischen Friedhof beigesetzt.
Beim Trauergottesdienst warnte Priester John Richardson davor, den Künstler und dessen
Bekenntnis zur Oberflächlichkeit zu wörtlich zu nehmen: Das Wissen um seine geheime
Frömmigkeit änderte die Wahrnehmung eines Künstlers, „der die Welt an der Nase herumführte,
bis sie glaubte, dass seine einzigen Obsessionen Geld, Ruhm und Glamour waren (...)
Der gefühllose Beobachter war im Grunde ein aufzeichnender Engel.“