Missbrauchskonferenz: Es muss in der Zukunft um Prävention gehen
Jesuitenpater Hans
Zollner ist einer der Veranstalter des Kongresses zum Sexuellen Missbrauch, der an
der Universität Gregoriana stattgefunden hat. Im Gespräch mit Mario Galgano berichtete
er von seinen Eindrücken von den Diskussionen, Besprechungen und Treffen.
„Die
katholische Kirche ist in allen Kulturen und Sprachen vertreten und das kam bei diesem
Treffen sehr deutlich heraus. Es ging darum, wie man in verschiedenen Gesellschaften
über das Thema Missbrauch redet und wie man dort damit umgeht. Es gibt Gesellschaften,
die das bereits stark reflektiert haben und andere hingegen, bei denen dieses Thema
bisher kaum zur Sprache kam. Für uns war es deshalb wichtig, dass wir ein Forum bieten
können, damit diese Erfahrungen ausgetauscht werden können. Damit hatten jene erfahrene
Länder die Möglichkeit, anderen Gesellschaften, die nicht darüber sprechen, mitzuteilen,
dass man insofern etwas gegen das Problem unternehmen kann, indem man auf die Vergangenheit
schaut und auf die Opfer hört, therapeutische Mittel anbietet und so gut es möglich
ist auf Versöhnung hinarbeitet una auf die Prävention schaut. Damit in der Schule
und im Pfarreileben die Leute auch in der Lage sind mit Missbrauch gut umzugehen und
die Kinder in diesen Gesellschaften selbst gestärkt werden. Wir reden, wenn wir von
der katholischen Kirche reden, über die Präsenz in 200 Ländern und da wird klar, dass
es nicht nur den westlichen weg gibt über Sexualität, sexuellen Missbrauch und sexuelle
Gewalt zu reden.
Diese Verschiedenheit in der Weltkirche kam bei dem
Symposium sehr stark zum Ausdruck. Gibt es trotzdem etwas Verbindendes, das die ganze
Weltkirche konkret aufnehmen kann?
Es gibt die kirchenrechtliche Ebene,
die für alle Länder gleich ist. Es gibt von der Kirche her diese Normen, die auch
in den letzten zwei Jahren verschärft wurden. Auch seit 2000, seitdem der damalige
Kardinal Ratzinger die Zuständigkeit für die Behandlung solcher Fälle an die Glaubenskongregation
gezogen hat, gibt es eindeutige Maßnahmen und Richtlinien. Die sind für alle gleich.
Was noch nicht gleich war, aber wozu ich glaube, dass wir auf diesem Symposium einen
kleinen Beitrag geleistet haben, ist, dass das Bewusstsein in der Weltkirche, sich
mit diesen Fragen auseinanderzusetzen deutlich gestiegen ist.
Wir haben gesehen,
dass die Bischöfe aus 110 Ländern hier miteinander auch darüber gesprochen haben,
wie unterschiedlich sie in ihrem Vorwissen sind, wie unterschiedlich sie auch in ihren
Reaktionen waren und sind und dass sie auch voneinander lernen können. Wir glauben
auch, dass wir durch die Präsenz der Leiter von verschiedenen Dikasterien auch gesehen
haben, dass es eine deutlich klare Position auf Seiten der Hauptverantwortlichen der
obersten Kirchenleitung gibt, dass man über diese Themen reden muss und in die Prävention
gehen muss. Wir haben mit dem Zentrum für Kinderschutz, das wir als Universität Gregoriana
in München eingerichtet haben, versucht, einen kleinen Beitrag zu leisten, damit ersten
eine Grundinformation für pastorale Mitarbeiter gegeben werden kann: Was bedeutet
Missbrauch, wie gehe ich mit Opfern und Tätern um, wie ist die Rechtslage in dem jeweiligen
Land.
Heute Nachmittag kam im Plenum noch einmal sehr deutlich im heraus, dass
es sehr viele Leute gibt, die daran interessiert sind mitzuarbeiten. Insofern sehe
ich eine Entwicklungsmöglichkeit über dieses Zentrum hinaus, dass mit der e-learning-Institution
der Gregoriana ein Koordinationsinstrument geschaffen wird, damit die vielen Initiativen,
die es weltweit in der Kirche zum Kinderschutz gibt, auch tatsächlich zum Tragen kommen.
Dass man von den Besten Praktiken, die es weltweit zum Kinderschutz gibt, auch ein
vernetzte Möglichkeit hat, sie anderen zugänglich zu machen.
Gibt es
auch die Idee, dass solche Konferenzen in Zukunft regelmäßig stattfinden, um zu sehen,
wo man angelangt ist?
„Die Gregoriana und das Kinderschutz-Zentrum in Deutschland
werden voraussichtlich jährlich eine Tagung durchführen. Das wird und kann natürlich
nicht die Dimension haben, wie die jetzige Konferenz. Wir hatten hier praktisch die
Vertretung der gesamten Weltkirche in Rom. Darüber hinaus habe ich auf diesem Symposion
von vielen Teilnehmern gehört, dass sie auf nationale oder regionale Ebene solche
Treffen durchführen möchten. Da spielt auch der kulturelle Hintergrund eine große
Rolle. Wir werden sehen, in welchem Zeitrahmen. Aber ganz sicher wird es nach den
drei Jahren der Pilotphase des Zentrums ein Resümee geben. Dort werden wir dann das
zurückmelden, was wir erfahren haben. Im Kontakt mit 8 Ländern weltweit werden wir
auch einen gewissen Erfahrungswert haben, wie man das, was wir uns in Deutschland,
in Europa, im Westen denken, auch wirklich in andere Kulturen und andere Sprachen
übersetzten kann."