Apostolischer Nuntius in Syrien: „Spirale der Gewalt“
Von einer „Spirale
der Gewalt“ spricht der päpstliche Nuntius in Syrien, Mario Zenari, mit Blick auf
die Eskalation der letzten Tage. Während die Bombardements der Sicherheitskräfte gegen
Oppositionelle in Homs weitergehen, kam es an diesem Freitag auch in Aleppo zu Angriffen
auf Regierungsgebäude. Radio Vatikan erreichte Zenari an diesem Freitag in Damaskus,
der Brennpunkt Homs liegt gut 100 Kilometer nördlich von der syrischen Hauptstadt
entfernt. Der Vatikanvertreter zeigte sich tief betroffen über die jüngsten Ereignisse:
„Das
ist eine Spirale der Gewalt, die sich von Tag zu Tag zuspitzt und auf Kosten Unschuldiger
geht: Unicef spricht allein von über 400 Kindern, die seit Beginn des Konfliktes starben.
Es ist unglaublich, schrecklich, in Homs wird auch auf Kinder geschossen, ja auf alles,
was sich bewegt. Man schießt auf junge Menschen, die vielleicht nur Einkäufe oder
Essen in den Händen halten. Es beginnen nun auch die Lebensmittel knapp zu werden,
es ist schwer, die Verletzten zu versorgen und ihnen überhaupt zu helfen. Heute Morgen
hörte ich von einer griechisch-orthodoxen Gläubigen, die ihre toten Angehörigen nicht
beerdigen kann, darunter ihren Vater.“
Weiter warnt der Nuntius vor einer
humanitären Katastrophe in Syrien: Neben der Gewalt kommt es zu Lebensmittelknappheit,
Neugeborene in Krankenhäusern können nicht mehr versorgt werden und Blutreserven werden
knapp. Dazu Zenari:
„Hier muss mehr getan werden, wir müssen uns beeilen
und das Mögliche tun."
Die Chance auf einen Dialog der Konfliktparteien
oder auf diplomatische Eingriffe von außen sieht der Nuntius vor allem durch die unübersichtliche
Lage behindert; so seien die Hintergründe des Angriffes auf Aleppo von diesem Freitag
zum Beispiel noch völlig unklar. Dennoch dürfe man die Hoffnung auf die Einleitung
einer friedlichen Lösung nicht aufgeben. Angesichts des Klimas der Gewalt und des
Hasses im Land sieht Zenari vor allem die Christen in Syrien in einer Vermittlerrolle:
„Die
christliche Gemeinschaft wird bislang respektiert, sie ist kein Angriffsziel wegen
ihrer Religion. Bisher wurden ja auch keine Kirchen beschädigt. Wenn man die Lage
mit der in anderen Ländern der Region vergleicht, gibt das ein wenig Hoffnung. Positiv
ist, dass die Christen akzeptiert sind und deshalb eine wichtige Rolle spielen können:
Sie können im Klima des Hasses eine Brücke sein. Sie dienen dem Land und bieten ihren
Geist des Dialoges, der Versöhnung und der Vergebung an.“ (rv 10.02.2012 pr)