Seit mindestens zehn
Jahren sind die Missbrauchsfälle auch in Lateinamerika ein Thema der katholischen
Kirche. Deshalb haben die dortigen Bischöfe einige Erfahrungen, die sie bei der Konferenz
an der Gregoriana austauschen möchten. Das sagt im Gespräch mit Radio Vatikan Weihbischof
Jorge Carlos Patrón Wong von der mexikanischen Diözese Papantla. Er ist Präsident
der Vereinigung der lateinamerikanischen Priesterseminare.
„Wir vertreten
die Ausbildungseinrichtungen von 22 lateinamerikanischen Ländern. Für die Bischöfe
ist natürlich die Ausbildung der künftigen Priester ein Schlüssel, um das Missbrauchsproblem
zu bekämpfen. In den letzten zehn Jahren hat sich Einiges getan. Wir haben dabei vor
allem geschaut, dass wir einen lateinamerikanischen Zugang zum Problem finden.“
Denn: Die Aufarbeitung und Bekämpfung von Übergriffen könne man nicht
verallgemeinern, zeigt sich der mexikanische Geistliche überzeugt. Jede Kultur sei
anders und gehe mit dem Problem auch anders um.
„Wir haben uns beispielsweise
nicht nur auf die Prävention beschränkt. Wir wollten auch eine positive Einstellung
bei den Seminaristen einführen. Deshalb haben wir den reichen Kulturschatz Lateinamerikas
in die Ausbildung integriert. Zum Beispiel haben wir die Bedeutung der Familie und
die Liebe zu den Eltern und Geschwistern in den Mittelpunkt gerückt. Auch haben wir
beispielsweise die Liebe zur Muttergottes thematisiert. All diese Bereiche verbindet
das Stichwort Liebe und daraus können die künftigen Priester für ihr persönliches
Leben sehr viel lernen.“
Ein wichtiges Ausbildungselement sei auch
die Förderung der Solidarität gegenüber der Kirche. Denn treue Priester könnten laut
Weihbischof Patrón anderen Mitbrüdern als Vorbild dienen.
„Dieses Symposion
ist ein großes kirchliches Ereignis. Es ist eindrücklich, dass so viele Vertreter
aus der Weltkirche da sind. Für Lateinamerika bedeutet dies, dass wir gemeinsam das
Problem angehen müssen. Wir wissen, dass wir viel und vor allem Gutes geleistet haben.
Aber das reicht nicht. Nur wenn wir alle zusammen gegen die Übergriffe vorgehen, können
wir hoffen, dass das Problem beseitigt wird. Das schulden wir vor allem den Opfern.“