2012-02-08 15:21:39

Bußgottesdienst in Rom: „Nie wieder Missbrauch“


RealAudioMP3 Ein Skandal, der in der Kirche nie wieder vorkommen darf. Wir Bischöfe haben zu oft weggesehen. Wir müssen den erschütternden Berichten der Missbrauchten glauben. Wir dürfen keine potentiellen Täter zu Priestern weihen. Und wir müssen demütig um Vergebung bitten. Das sind Kernaussagen von Kardinal Marc Ouellet, dem Vatikan-Verantwortlichen für die Bischöfe, beim Bußgottesdienst in Sachen Kindesmissbrauch durch Kleriker Dienstagabend in der römischen Kirche St. Ignatius. Ein solcher Bußgottesdienst ist ein Novum in Rom. Er fand im Rahmen des internationalen Missbrauchs-Kongresses statt, der am Donnerstag an der päpstlichen Universität Gregoriana zu Ende geht.

„Wir sind nicht nur als Gläubige hier, sondern auch als Büßer“, stellte Kardinal Ouellet zu Beginn seiner Predigt klar, die wir hier auszugsweise wiedergeben.


„Die Tragödie sexuellen Missbrauchs von Kindern durch Christen, besonders durch Kleriker, ist eine Quelle großer Scham und ein enormer Skandal. Es ist eine Sünde, die Christus selbst verurteilte: ,Es wäre besser für ihn, man würde ihn mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer werfen, als dass er einen von diesen Kleinen zum Bösen verführt.'

Missbrauch ist ein Verbrechen, das für das unschuldige Opfer eine echte Erfahrung des Todes bedeutet. Gott allein kann sie mit der Macht des Heiligen Geistes zu neuem Leben erheben. Deshalb wenden wir uns mit tiefer Überzeugung und im Bewusstsein dessen, was wir tun, zu Gott und flehen ihn an.

Diese Geste der Reinigung bezieht die ganze Kirche mit ein. Und jeder von uns Bischöfen, Ordensoberen, Erziehern, Christen, fühlt den Schmerz über das, was vorgefallen ist. Wir bitten den Geist Gottes, der heilt und alle Dinge radikal erneuert: Komme auf uns herab.

Als Mitglieder der Kirche müssen wir den Mut haben, Gott demütig um Vergebung zu bitten. Auch um Vergebung im Namen der Kinder, die verletzt wurden. Wir müssen ihnen nahe bleiben auf ihrem Weg des Leidens, und auf jede mögliche Weise versuchen, ihre Wunden zu verbinden und zu heilen, dem Beispiel des guten Samariters folgend.

Der erste Schritt auf diesem Weg ist es, ihnen aufmerksam zuzuhören und ihren schmerzhaften Berichten zu glauben.

Der Weg der Erneuerung für die Kirche - die weiterhin ihre Aufgabe der Erziehung wahrnehmen und eigene Strukturen einrichten wird, um ähnliche Verbrechen zu vermeiden - muss das Gefühl „nie wieder“ mit einschließen.

Wie Papst Johannes Paul II. sagte: Im Priester- und Ordensleben gibt es keinen Platz für solche, die Kinder schädigen.

Es ist nicht hinnehmbar, dass Kindesmissbrauch in der Kirche stattfindet. Nie wieder.

Traurigerweise beobachten wir allzu gut, dass der sexuelle Missbrauch von Kindern durch unsere moderne Gesellschaft begünstigt wird. Es ist unsere tiefe Hoffnung, dass das Engagement der Kirche, dieses große Übel anzugehen, Erneuerung auch in anderen Gemeinschaften und Stellen der Gesellschaft fördert, die von dieser Tragödie betroffen sind.

Auf diesem neuen Pfad sollten wir Christen uns darüber im Klaren sein, dass nur der Glaube ein authentisches Werk der Erneuerung in der Kirche garantiert. Glaube, verstanden als persönliche, wahre und Leben spendende Beziehung der Liebe mit Jesus Christus. Aufmerksam für unseren eigenen Mangel an lebendigem Glauben, bitten wir Christus, uns alle wiederherzustellen und uns durch die Marter des Kreuzes hin zur Auferstehung zu führen.

In manchen Fällen wurde die Gewalt von tief gestörten Persönlichkeiten verübt, oder von solchen, die selbst missbraucht worden waren. Es war nötig, in Bezug auf diese Personen zu handeln und sie davon zurückzuhalten, weiterhin irgendeine Form des Amtes auszuüben, für das sie offenkundig ungeeignet waren. Das wurde nicht immer getan. Und nochmals bitten wir die Opfer um Vergebung.

Wenn die Hirten der Kirche von diesen entsetzlichen und demütigenden Vorkommnissen erfahren, haben sie die Pflicht, Verantwortung zu übernehmen in der Auswahl der Kandidaten, die in der Kirche dienen möchten, besonders jener, die geweiht werden wollen.

Immer noch schockiert von diesen traurigen Vorkommnissen hoffen wir, dass diese Liturgie uns hilft, die schrecklichen Sünden, die sich im Volk Gottes ereignet haben, im Licht der Heilsgeschichte zu sehen. Es ist eine Geschichte, die von unserem Elend spricht, von unseren wiederholten Fehlern, aber eben auch von Gottes unendlicher Barmherzigkeit, derer wir immer bedürfen.“

(rv 80.02.2012 gs)








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