2012-02-07 15:05:20

Missbrauchsexperten: „Kirche sollte für Kinder und Jugendliche ein Schutzraum sein“


RealAudioMP3 „Mir ist beim Symposium aufgefallen, dass es offenbar noch keine zentrale Stelle in der katholischen Kirche gibt, die genau weiß, was in den jeweiligen Ländern tatsächlich bereits an Präventionsmaßnahmen läuft.“ Das sagt der deutsche Mediziner Hubert Liebhardt von der Ulmer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Liebhardt, der übrigens auch Diakon ist, nimmt am römischen Kongress teil – zusammen mit seinem Medizinerkollegen, dem Psychiater Jörg Fegert. Dieser sagte uns bei einem Besuch in der Redaktion am Dienstag:

„Zuerst hat man, als in Amerika Fälle bekannt wurden, gesagt: Das ist ein amerikanisches Problem. Dann war`s plötzlich ein englischsprachiges Problem, weil die Fälle in Irland dazukamen. Dann kamen wir in Deutschland mit dazu, und daraufhin hieß es: Das ist ein Problem der westlichen Welt. Allerdings wurde Kindesmissbrauch dann auch in Afrika mehr thematisiert – und wir wissen aus allen Statistiken: Die Häufigkeiten von sexuellem Missbrauch sind auf der ganzen Welt vergleichbar. Es gibt kein System, das ausgenommen ist, und auch keine Bevölkerungsschicht, denn das kommt nicht nur bei Armen vor, sondern überall. Wichtig ist aber auch: Missbrauch durch Geistliche ist ein schlimmes Problem, und die Kirche muss damit umgehen! Gleichzeitig muss aber die Kirche die Geistlichen, Menschen im kirchlichen Ehrenamt, Diakone usw. auch dazu ausbilden, dass man für Kindern, die in anderen Bereichen missbraucht werden, eine schützende Situation herstellen kann.“

Fegert und Liebhardt bauen derzeit in München ein „Zentrum für Kinderschutz“ auf – eine Kooperation zwischen der Päpstlichen Uni Gregoriana und der Ulmer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Liebhardt ist der Direktor der neuen Einrichtung, die Münchens Kardinal Reinhard Marx beim römischen Symposium vorstellen wird. Zu den Zielen des Kongresses von Rom meint Liebhardt:


„Ich kann mir vorstellen, dass die Bischöfe, die hier sind, von Rom ganz angeregt nach Hause gehen und dieses Thema dann auch weiter in ihren Diözesen bearbeiten werden. Das scheint mir die große Zielsetzung dieses Symposiums, und es hat in den ersten zwei Tagen schon gezeigt, dass das Potential dafür da ist, weil die Qualität der Redner und der Beiträge sehr, sehr hoch ist und auch die Bereitschaft sich spüren lässt, sich diesem Thema wirklich ernsthaft zu widmen.“

(rv 07.02.2012 sk)








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