2012-02-06 11:41:49

D: Ein heiliges Mitglied der Weißen Rose


RealAudioMP3 Die russisch-orthodoxe Auslandskirche hat den Mitbegründer der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, Alexander Schmorell, an diesem Wochenende in München heiliggesprochen. Eine orthodoxe Heiligsprechung ist in etwa mit einer katholischen Seligsprechung zu vergleichen. Zu den Feierlichkeiten war auch Nikolay Hamazaspian eingeladen, einer der engsten Freunde des nun heiliggesprochenen Märtyrers. Er selbst hatte es abgelehnt, sich direkt der Widerstandsgruppe gegen das Nazi-Regime anzuschließen, sagte der 91-jährige Hamazaspian dem Münchner Kirchenradio. Der bulgarische Staatsbürger wollte damit verhindern, dass die „Weiße Rose“ von der Gestapo als ausländische Verschwörung denunziert hätte werden können. Über Alexander Schmorells Mitarbeit beim Verfassen und Verteilen von Flugblättern sei er allerdings voll im Bilde gewesen: „Er hat an ihnen sogar in meiner Wohnung in der Isabellastraße geschrieben.“

Hamazaspian war 1939 als Student nach München gekommen. Über einen gemeinsamen Bekannten lernte er Schmorell kennen, dem er Russisch beibrachte. Der in Russland geborene und orthodox erzogene Schmorell interessierte sich für Dostojewski und wollte die Sprache seiner Mutter kennenlernen, die früh gestorben war. Hamazaspian erinnert sich an ihn als „einen sehr lustigen Menschen“, der sich auch gern mit den Stadtstreichern am Marienplatz unterhielt. Als Soldat habe Schmorell seinen Offizieren klar gemacht, dass er nicht auf Menschen schießen werde. Dieser Pazifismus inmitten eines gewalttätigen Regimes beeindruckte Hamazaspian, der nach der Enttarnung der Weißen Rose 1943 festgenommen und später ausgewiesen wurde. Damit sei er noch gut davon gekommen, erzählt Hamazaspian. Er habe Schmorell sogar seinen bulgarischen Pass geliehen, damit dieser durch die Polizeikontrollen schlüpfen konnte. Sogar eine Flucht des „Weiße-Rose“-Mitbegründers habe er versucht vorzubereiten. Aufgrund einer Anzeige wurde Schmorell jedoch gefasst und am 13. Juli 1943 hingerichtet.

Seit diesem Wochenende verehrt ihn die russisch-orthodoxe Kirche offiziell als Märtyrer.

(Kirchenradio 06.02.2012 ord)








All the contents on this site are copyrighted ©.