Das vatikanische Governatorat hat Vorwürfe der Korruption, Misswirtschaft bzw. Vetternwirtschaft
zurückgewiesen. In einem ausführlichen Kommunique vom Samstag stellt die Leitung der
vatikanischen Staatsverwaltung Punkt für Punkt klar, dass die Auftragsvergabe in ihrem
Bereich stets aufgrund regulärer Ausschreibungen erfolgt und dass die Bilanzen
von der vatikanischen Finanzaufsicht überprüft werden. Außerdem setze das Governatorat
die Empfehlungen der Unternehmensberatung McKinsey um, deren Überprüfung es 2009 erbeten
hatte. - Italienische Medien hatten in der vergangenen Woche Passagen aus zwei
Beschwerdebriefen des früheren leitenden Governatorats-Mitarbeiters Erzbischof Carlo
Maria Vigano veröffentlicht. Darin war von Missständen in der Vatikanstaat-Verwaltung
die Rede. Schon Papstsprecher Federico Lombardi hatte das unlängst Journalisten gegenüber
zurückgewiesen.
Das Governatorat weist in dem Kommunique die erhobenen Vorwürfe
im Detail zurück. Die aufgestellten Behauptungen beruhten auf „falschen Einschätzungen
und unbegründeten Ängsten“, wie eine genaue Überprüfung gezeigt habe. Italienische
Medien hatten aufgrund der Briefe gefolgert, Vigano sei aufgrund seines harten und
effizienten Durchgreifens gegen Missstände in der vatikanischen Staatsverwaltung als
Nuntius nach Washington „abgeschoben“ worden. Den Anstieg des Vatikan-Haushalts von
einem Defizit von 7,8 Millionen Euro im Jahr 2009 auf ein Plus von 21 Millionen Euro
im Folgejahr erklärt das Kommunique mit der internationalen Finanzkrise. Die Verluste
aus der Krise von 2008 habe man auch auf 2009 verteilt. Der Anstieg in 2010 resultiere
aus einer besseren Anlage- und Investitionspolitik der vatikanischen Güterverwaltung
APSA, aber auch aus einem Rekordergebnis der vatikanischen Museen. - Italienischen
Medienberichte hatten diesen Anstieg auf ein entschiedenes Vorgehen Viganos gegen
Missstände etwa bei der Auftragsvergabe zurückgeführt.
Die Vergabe von größeren
Aufträgen erfolge im Vatikan aufgrund einer regulären und von einer Kardinalskommission
überwachten Ausschreibung, heißt es in dem Kommunique. Kleinere Arbeiten würden entweder
von den „Technischen Diensten“ des Vatikans erledigt oder an qualifizierte auswärtige
Firmen vergeben. Das Kommunique ist vom früheren Governatorats-Chef, Kardinal Giovanni
Lajolo und von seinem Nachfolger, Erzbischof Giuseppe Bertello, unterzeichnet, außerdem
vom früheren und jetzigen Vize. Es bekundet den Abteilungsleitern und den Mitarbeitern
des Governatorats sowie den Mitgliedern des Finanzkomitees vollstes Vertrauen. Kardinal
Lajolo hatte sich vor wenigen Tagen zu einem Gespräch mit Papst Benedikt XVI. getroffen.