Sexueller Kindesmissbrauch
durch Priester und Ordensleute – nie wieder. Dieses Ziel zu erreichen ist Anliegen
des internationalen Symposions an der Päpstlichen Universität Gregoriana, das mit
Unterstützung des Vatikan ausgerichtet wurde. Es ist die weitaus größte Konferenz,
die jemals zu diesem Thema stattgefunden hat. Nach zweijähriger Vorbereitung wurde
am vergangenen Freitagabend in Rom das Programm vorgestellt. Mario Galgano sprach
darüber mit einem der Organisatoren, dem deutschen Jesuiten Hans Zollner; er ist Psychologie-Professor
an der Gregoriana.
„Das Symposion hier an der Gregoriana zum sexuellen
Missbrauch von Kindern ist gedacht als ein großes Zeichen nach innen, in die Kirche
hinein, und auch an die Öffentlichkeit. Das Zeichen nach innen heißt, dass wir als
Kirche uns der Verantwortung stellen müssen, auch der Vergangenheit, in der man in
der Kirche sehr oft den Missbrauch verdrängt hat und falsch mit Opfern und mit Tätern
umgegangen ist und viel Schuld auf sich geladen hat. Dem müssen wir uns stellen. Zweitens
müssen wir schauen, damit wir etwas tun, damit Missbrauch so wenig wie möglich sich
in der Zukunft wiederholen kann. Und das ist auch die Botschaft an die Öffentlichkeit:
Wir als Kirche sind uns bewusst, dass da sehr viel falsch gelaufen ist und dass sehr
viel Schuld geschehen ist, auch durch Verantwortungsträger, durch Priester und durch
Bischöfe, die nicht so reagiert haben, wie es eigentlich die Verantwortungsträger
vorsehen, und dass in der Zukunft alles getan werden soll und muss, damit so wenig
Missbrauch wie möglich geschehen kann.“
Mit Unterstützung durch den
Vatikan Der Titel des dreitägigen Treffens lautet: „Auf dem Weg zur Heilung
und Erneuerung“. Themen sind unter anderem “Internet und Pornografie", der Umgang
mit den Tätern, aber auch Erörterungen zum Kinderschutz in Afrika und in Asien. Der
Heilige Stuhl sei massiv an der Vorbereitung der Großkonferenz beteiligt gewesen und
schicke höchstrangige Vertreter, schildert Zollner.
„Das Symposion ist
eine Initiative der Gregoriana. Wir haben als päpstliche Universität in Rom natürlich
darauf zu achten, dass auch der Heilige Stuhl unserem Vorhaben zustimmt. In diesem
Fall war das so, dass wir sehr viel Zustimmung erfahren haben und vor allem auch Unterstützung
durch die Glaubenskongregation, also der Behörde, die für die Verfolgung dieser Delikte
zuständig ist. Der Chef der Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, wird das
Symposion eröffnen, der Sekretär der Glaubenskongregation, Erzbischof Luis Ladaria,
wird eine Sitzung moderieren und der Oberstaatsanwalt der Kirche, Monsignore Charles
Scicluna, wird einen Hauptvortrag halten. Deutlicher kann man die Unterstützung nicht
sichtbar machen. Sie kommt vor allem von der Glaubenskongregation, aber auch von anderen
wie zum Beispiel der Bischofskongregation oder der Kongregation für die Evangelisierung
der Völker.“
Bei der Aufarbeitung von sexuellen Übergriffen in der Kirche
besteht die Gefahr, dass man das Problem nur aus europäischer oder nordamerikanischer
Sicht angeht. Deshalb werde die Konferenz an der Gregoriana die Sicht der Weltkirche
betonen.
„Wir haben Vertreter von Bischofskonferenzen weltweit eingeladen,
und aus nahezu allen Ländern mit relevanter Katholikenzahl ist jemand vertreten. Das
ist ein unglaublicher Erfolg, der zeigt, dass in der katholischen Kirche bei den Verantwortungsträgern
die Botschaft angekommen ist, dass wir nicht mehr so weiter machen können und dass
wir uns der Verantwortung stellen und etwas tun müssen, damit die Situation sich ändert.“
Es
geht vor allem um Prävention Eines wolle die Konferenz an der Gregoriana
nicht, sagt Zollner: einen Schlusspunkt setzen. Man werde vielmehr den Blick in die
Zukunft richten:
„Uns geht es vor allem um die Prävention, wir wollen Missbrauch
in Zukunft verhindern. Es wird niemals ganz auszurotten sein, weder in der Kirche,
noch in der Gesellschaft, aber wir wollen alle Kräfte in der Kirche konzentrieren,
damit man in dieser Richtung arbeiten kann.“
Rund ein dutzend Teilnehmer
kommen aus dem deutschen Sprachraum, unter anderem Bischof Klaus Küng von St. Pölten,
Bischof Stephan Ackermann von Trier und Kardinal Reinhard Marx von München. In München
wurde erst vor kurzem ein internationales Kinderschutzzentrum eröffnet, das dieselben
Ziele verfolgt wie die Konferenz: Missbrauch durch Kleriker und Ordensleute ausrotten.
Es war die Universität Gregoriana, die - mit Hilfe des Universitätsklinikums Ulm –
diese Institution eingerichtet hat. Zollner:
„Das Zentrum baut eine Projekt
von e-learning, also einer Internetgestützten Lernplattform zum Thema Missbrauch in
Deutschland auf. Wir wollen in den nächsten drei Jahren eine Internetplattform schaffen,
wo wir im Kontakt mit acht Projektpartnern weltweit herausfinden, wie wir so eine
internetgestützte Fortbildungsmaßnahme für kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
durchführen. Das ist eine sehr schwierige Aufgabe, weil man schauen muss, wie das
kulturell und sprachlich zu übersetzen ist, aber wir glauben, dass das ein großer
Dienst sein kann besonders für Gesellschaften, in denen Kinderschutz, Kinderrechte
oder auch Frauenrechte kaum beachtet werden.“