Die römische Basisgemeinschaft
Sant’Egidio steht bei Vorgesprächen mit senegalesischen Rebellen in der Casamance-Region
offenbar kurz vor einem Durchbruch. Die Rebellengruppe „Bewegung demokratischer Kräfte
der Casamance“ MFDC, die als eine der radikalsten im Süden Senegals gilt, ist nach
eigenen Angaben zu einem Friedensabkommen mit der Zentralregierung in Dakar bereit.
Bewaffnete Gruppen fordern seit 1982 die Unabhängigkeit der Region; Tausende von Menschen
fielen den Konflikten zwischen Rebellen und den senegalesischen Militärs bereits zum
Opfer. Mario Giro von Sant’Egidio sagte zum Verhandlungsstand im Gespräch mit Radio
Vatikan:
„Das ist eine gute Nachricht für die Menschen der Casamance,
die unter diesem Krieg leiden, der sich nun über zwanzig Jahre und meist fernab der
öffentlichen Aufmerksamkeit vollzieht. Wir hoffen, dass es in kurzer Zeit möglich
sein wird, den Dialog zwischen beiden Seiten zu beginnen. Ansätze dazu gab es schon
vor zehn Jahren, da hatten wir schon einmal zusammen mit Guinea-Bissau versucht zu
vermitteln, aber ohne Ergebnis. Die Situation ist sehr kompliziert, denn der Konflikt
ist mit den Jahren chronisch geworden.“
Die aktuellen Kontakte zwischen
den Rebellen und der Regierung in Dakar seien deshalb vielversprechend, weil dieses
Mal auch der militärische Flügel der MFDC involviert sei, so Giro. Ein positiver Kontakt
zu dieser Gruppe der sehr heterogenen Rebellenbewegung sei früher nie zustande gekommen,
fügt der Sprecher an. Die Gesprächsbereitschaft der MFDC-Rebellen zeigt wohl auch
ihr jüngstes Hilfegesuch an den Erzbischof von Dakar, Kardinal Théodore-Adrien Sarr.
Dieser hatte eine Friedensinitiative für die Casamance gestartet und versucht, einen
Kontakt zwischen den Rebellen und Präsident Abdoulayé Wade zustandezubringen.
Wade
hatte in seiner Neujahrsansprache einen Frieden in der Casamance zu einer seiner Prioritäten
erklärt. Der Präsident tritt in diesem Jahr zum dritten Mal zur Wahl an; ein Verband
von Oppositionsgruppen stemmt sich dagegen, bei Unruhen in Dakar starb jetzt ein Demonstrant,
der von einem Polizeifahrzeug überrollt wurde. Dazu Giro:
„Für den ganzen
Senegal hoffen wir, dass ein dauerhafter Frieden erreicht werden kann. Senegal ist
das erste demokratische Land südlich der Sahara und Beispiel für alle, es ist ein
Land voller menschlicher Ressourcen! Auch im internationalen Kontext ist der Senegal
wegen seiner moderaten Position sehr wichtig. Wir hoffen, dass die Unruhen im Zusammenhang
mit den Wahlen schnell vorbeigehen und dass das Land weiter seine Rolle in der internationalen
Gemeinschaft haben kann.“
Abdoulayé Wade, der seit dem Jahr
2000 an der Macht ist, stellt sich am kommenden 26. Februar zur Wiederwahl. Die Verfassung
verbietet eigentlich eine dritte Amtszeit für einen Präsidenten; doch dieser Passus
trat erst nach Wades Amtsantritt in Kraft. Das Oberste Gericht hat ihm deshalb eine
erneute Kandidatur erlaubt. In der Casamance leben mehr Katholiken als im Rest des
überwiegend islamischen Senegal.