2012-02-02 14:06:10

Senegal: Vermittlung im Casamance-Konflikt


RealAudioMP3 Die römische Basisgemeinschaft Sant’Egidio steht bei Vorgesprächen mit senegalesischen Rebellen in der Casamance-Region offenbar kurz vor einem Durchbruch. Die Rebellengruppe „Bewegung demokratischer Kräfte der Casamance“ MFDC, die als eine der radikalsten im Süden Senegals gilt, ist nach eigenen Angaben zu einem Friedensabkommen mit der Zentralregierung in Dakar bereit. Bewaffnete Gruppen fordern seit 1982 die Unabhängigkeit der Region; Tausende von Menschen fielen den Konflikten zwischen Rebellen und den senegalesischen Militärs bereits zum Opfer. Mario Giro von Sant’Egidio sagte zum Verhandlungsstand im Gespräch mit Radio Vatikan:


„Das ist eine gute Nachricht für die Menschen der Casamance, die unter diesem Krieg leiden, der sich nun über zwanzig Jahre und meist fernab der öffentlichen Aufmerksamkeit vollzieht. Wir hoffen, dass es in kurzer Zeit möglich sein wird, den Dialog zwischen beiden Seiten zu beginnen. Ansätze dazu gab es schon vor zehn Jahren, da hatten wir schon einmal zusammen mit Guinea-Bissau versucht zu vermitteln, aber ohne Ergebnis. Die Situation ist sehr kompliziert, denn der Konflikt ist mit den Jahren chronisch geworden.“


Die aktuellen Kontakte zwischen den Rebellen und der Regierung in Dakar seien deshalb vielversprechend, weil dieses Mal auch der militärische Flügel der MFDC involviert sei, so Giro. Ein positiver Kontakt zu dieser Gruppe der sehr heterogenen Rebellenbewegung sei früher nie zustande gekommen, fügt der Sprecher an. Die Gesprächsbereitschaft der MFDC-Rebellen zeigt wohl auch ihr jüngstes Hilfegesuch an den Erzbischof von Dakar, Kardinal Théodore-Adrien Sarr. Dieser hatte eine Friedensinitiative für die Casamance gestartet und versucht, einen Kontakt zwischen den Rebellen und Präsident Abdoulayé Wade zustandezubringen.

Wade hatte in seiner Neujahrsansprache einen Frieden in der Casamance zu einer seiner Prioritäten erklärt. Der Präsident tritt in diesem Jahr zum dritten Mal zur Wahl an; ein Verband von Oppositionsgruppen stemmt sich dagegen, bei Unruhen in Dakar starb jetzt ein Demonstrant, der von einem Polizeifahrzeug überrollt wurde. Dazu Giro:


„Für den ganzen Senegal hoffen wir, dass ein dauerhafter Frieden erreicht werden kann. Senegal ist das erste demokratische Land südlich der Sahara und Beispiel für alle, es ist ein Land voller menschlicher Ressourcen! Auch im internationalen Kontext ist der Senegal wegen seiner moderaten Position sehr wichtig. Wir hoffen, dass die Unruhen im Zusammenhang mit den Wahlen schnell vorbeigehen und dass das Land weiter seine Rolle in der internationalen Gemeinschaft haben kann.“


Abdoulayé Wade, der seit dem Jahr 2000 an der Macht ist, stellt sich am kommenden 26. Februar zur Wiederwahl. Die Verfassung verbietet eigentlich eine dritte Amtszeit für einen Präsidenten; doch dieser Passus trat erst nach Wades Amtsantritt in Kraft. Das Oberste Gericht hat ihm deshalb eine erneute Kandidatur erlaubt. In der Casamance leben mehr Katholiken als im Rest des überwiegend islamischen Senegal.


(rv 02.02.2012 pr)








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