Mit einem Appell für einen umweltbewussteren Lebensstil ist am Dienstag die dritte
Bonner Konferenz für Entwicklungspolitik zu Ende gegangen. Wirtschaftswachstum allein
sei kein Motor für die Überwindung von Hunger und Armut in der Welt, hieß es bei dem
Treffen in der Bundesstadt. Angesichts des begrenzten Vorrats an natürlichen Ressourcen
plädierten die rund 850 Teilnehmer aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik stattdessen
für einen sparsameren Umgang mit den Rohstoffen. Zugleich mahnten die Experten die
Industrieländer zu mehr Verantwortung und forderten klare Rahmenbedingungen für den
weltweiten Handel. Friedensnobelpreisträger Mohan Munasinghe aus Sri Lanka rief die
westlichen Nationen zu einer Änderung ihres Konsumverhaltens auf. Der ehemalige Vizevorsitzende
des Weltklimarates der Vereinten Nationen kündigte an, sich beim UN-Umweltgipfel im
brasilianischen Rio de Janeiro vom 20. bis 22. Juni für eine Festschreibung von globalen
Konsumzielen einzusetzen. Die Leiterin des Entwicklungsnetzwerkes „Third World
Network“ mit Sitz in in Malaysia, Yoke Ling Chee, wies auf die Rolle multinationaler
Konzerne in Entwicklungs- und Schwellenländern hin. „Ihre Geschäftstätigkeit kann
positive aber auch negative Auswirkungen auf diese Länder haben, sei es im Hinblick
auf die Einkommenserzielung, Ressourcennutzung oder die soziale Situation“, sagte
Chee. Der Direktor des Zentrums für Entwicklungsforschung (ZEF) an der Universität
Bonn, Joachim von Braun, kritisierte vor allem den Ansatz, fossile Treibstoffe durch
Agrartreibstroffe wie Bio-Ethanol zu ersetzen, ohne die Konsequenzen zu bedenken.
„Der Ertrag von einem Hektar Mais kann für ein Jahr Autofahren, oder aber 26,5 Jahre
Brotbacken genutzt werden“, so von Braun. Manfred Konukiewitz, Leiter der Unterabteilung
„Globale und sektorale Aufgaben“ beim Bundesentwicklungsministerium, nahm die Regierungen
der Entwicklungsländer in die Pflicht. Diese müssten stärker eigene Beiträge leisten
und nicht nur auf die Hilfe von Geberländern vertrauen. „Von außen geht es nicht“,
betonte Konukiewitz. Als Beispiele nannte er Anstrengungen bei guter Regierungsführung,
Bildung und ökologisch verträglichem Wachstum. Veranstaltet wurde die zweitägige
Bonner Konferenz von der nordrhein-westfälischen Landesregierung in Zusammenarbeit
mit der Stadt Bonn, dem „Centre on Sustainable Consumption and Production“ (CSCP)
in Wuppertal, dem Deutschen Institut für Entwicklungspolitik in Bonn und dem ebenfalls
in Bonn ansässigen Dachverband der deutschen Entwicklungsorganisationen VENRO. (kna
31.01.2012 pr)